Die Strände der Landung in der Normandie
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6. Juni 1944

Marschall Rommel weiß, dass seine Mission für die Zukunft des Reiches wichtig ist und will sie deshalb erfolgreich durchführen. Er zieht immer ernsthafter die Hypothese einer Landung der Alliierten an den Stränden der westlichen Normandie in Betracht. Deshalb lässt er die tiefer gelegenen Gebiete unterhalb von Cotentin überfluten und verstärkt die Verteidigungsanlagen: Errichtung einer zweiten Verteidigungslinie hinter der Küste, Vervielfachung der Minen und Hindernisse an den Stränden sowie Unterbringung der Kanonen in Betonbunkern. Am Vorabend des D-Day werden in der Zone von Overlord etwa 200.000 Hindernisse von den Dünen bis ans Wasser aufgestellt: Metallene Barrieren, die von der belgischen Verteidigungslinie von 1940 stammen, schief liegende Baumstämme, die mit einer Stahlklinge besetzt sind oder von einer Mine überragt werden, sowie die “Tschechenigel” (3 Balken aus Metall, die sich in der Mitte kreuzen und in Beton verankert sind). Millionen Minen wurden eingegraben, Panzerabwehrmauern errichtet und kilometerweit Stacheldraht ausgerollt. Außerdem wurden 2.000 Blockhäuser von französischen Zwangsarbeitern und italienischen Kriegsgefangenen errichtet, die im Dienste der Organisation Todt standen. Die Türme französischer Panzer, die 1940 beschlagnahmt wurden, werden auf den Betonbunkern montiert, um sogenannte “Tobruks” (Ringstände) zu bilden, benannt nach einer Schlacht in Libyen. Obwohl sie weit verteilt waren, verhinderten diese Verteidigungsanlagen doch jegliche nächtliche Landung sowie eine Landung bei Flut. Bei Ebbe wären die “Eindringlinge” dazu gezwungen, eine große Distanz auf offenem Feld zurückzulegen, und wären dadurch sehr angreifbar. Um schließlich die Landung von Lastenseglern zu verhindern, wurden tausende Holzpfähle an den dafür wahrscheinlichsten Orten eingerammt - die sogenannten “Rommelspargel”. Um die Normandie zu verteidigen, verfügt er über etwa 80.000 Mann.
Am Vorabend der Landung wissen die Strategen des SHAEF: Der Strand von Omaha wird der am schwierigsten einzunehmende Ort, da er für die Angreifer eine ungünstige Topografie bietet. Fünfzehn Verteidigungspositionen - Widerstandsnester (WN) - mit den Nummern 60 bis 74 wurden errichtet, von denen 12 den Strand dominieren, den sie im Kreuzfeuer halten und damit den Zugang zum Hinterland versperren. Jedes von ihnen verfügt über Kanonen (von 50 bis 88 mm) oder einen Panzerturm, Maschinengewehre und Granatwerfer. In Longues-sur-Mer (6 km östlich) wird eine Batterie aus vier Kanonen mit 152 mm aufgestellt, die vor Omaha eingreifen kann. Der Sektor wird von 2.000 deutschen Soldaten verteidigt.
ie Strände von Utah und Omaha sollen von der amerikanischen 1. Armee unter General Bradley eingenommen werden. Sie befinden sich rund um das Mündungsgebiet des Flusses Vire. Der Sektor Utah Beach im Westen wird der 4. Division zugewiesen. Am Morgen des 6. Juni 1944, um 6:30 Uhr, landen die Soldaten aufgrund starker Gezeitenströmungen, die die Landungsschiffe wegtreiben, zwei Kilometer südlicher als geplant: Anstatt vor den Dünen von Varreville zu landen, gehen sie vor Sainte-Marie-du-Mont an Land, wo die deutschen Verteidigungsanlagen schwächer sind. Am Abend kann die Landung auf Utah als Erfolg betrachtet werden: Die Verluste sind geringer als erwartet - 300 Männer - und mehr als 21.000 Soldaten sind an Land gegangen. Für die Männer und das Material werden Ausgänge geöffnet und nach dem Zusammenschluss mit den Angehörigen der 82. Luftlandedivision wird ein solider Brückenkopf errichtet. Diese sehr positive Bilanz steht in furchtbarem Kontrast zu derjenigen von Omaha.
Der Strand von Omaha befindet sich östlich des Mündungsgebietes der Vire. Dieser Sektor wird den Männern der 1. und 29. Division zugewiesen. Die Luft- und Seeangriffe, die die äußerst starken Verteidigungsanlagen der Deutschen zerstören sollten, haben ihr Ziel komplett verfehlt. Darüber hinaus wird die deutsche Aufstellung von einer sehr guten Einheit, der 352. Infanteriedivision, verstärkt, die sehr gut mit Artillerie ausgestattet ist und von deren Anwesenheit die Amerikaner nichts wissen. Die Anwesenheit einer solchen intakten Division an der Küste ist umso beunruhigender, da die Landung nicht wie geplant abläuft. Die Amphibienpanzer, die die Strände zuerst erreichen sollen, um die angreifenden Truppen und die Kampfingenieurteams zu stützen, deren Aufgabe es ist, die Hindernisse zu zerstören, gehen fast alle aufgrund einer zu starken Brandung unter. Das ist umso ärgerlicher, da die Amerikaner es nicht als notwendig erachteten, die Spezialpanzer mitzunehmen. Diese waren vom britischen General Hobart entwickelt worden, um die Blockhäuser und Minenfelder zu zerstören. Außerdem lassen Strömungen die angreifenden Einheiten abtreiben. Einige davon werden einen Kilometer zu weit östlich vom Sektor, der ihnen zugeteilt worden war, an Land geschwemmt. Die Ingenieure und GIs sind also weit verstreut und vermischt. Sie arbeiten in Sektoren, die nicht denjenigen entsprechen, die ihnen beim Training gezeigt worden waren. Chaos und Verwirrung herrschen unter den Angreifern, die auf offenem Feld an Land gehen. Die Deutschen warten, bis die Truppen landen, bevor sie das Feuer eröffnen. Die ersten acht amerikanischen Kompanien des 116. und des 16. RCT werden vernichtet. Die Infanteristen versuchen, sich hinter den Hindernissen am Strand oder der Erhebung zu verstecken. Unter dem feindlichen Feuer gelingt es den Kampfingenieuren mit großen Schwierigkeiten, einige Rinnen für die nachfolgenden Boote zu graben, ehe die Flut kommt. Auch sie erleiden schwere Verluste. Der Großteil des Funkmaterials der ersten Welle ist verloren und verhindert so eine normale Verständigung mit der Kommandoführung. Um sich zu schützen, versammeln sich die Männer in Gruppen mitten am Strand. So stellen sie ein offensichtliches Ziel für die feindlichen Scharfschützen dar. Die erste Welle, die das Ufer erreichen sollte, ist fast komplett vernichtet. Die Panik ist so groß, dass General Bradley, der sich auf dem Kreuzer Augusta auf hoher See befindet, um 9 Uhr das Gefühl hat, seine Truppen hätten eine unumkehrbare Niederlage erlitten. Er erwägt deshalb, nur einen Brückenkopf bei Utah zu errichten und gibt eine Meldung an das SHAEF heraus, in der er um die Genehmigung bittet, die noch nicht gelandeten Truppen an die englische Küste zurückzuschicken. Erst um 13:30 Uhr nimmt er in Anbetracht der zunehmend besseren Lage Abstand von seinem Rückzugsplan. Die Kämpfe an der Pointe du Hoc weiter im Westen waren zwar kürzer, dafür aber ebenso mörderisch. Am Abend hatten 34.000 Mann das Ufer erreicht. Der Brückenkopf war dreimal kleiner als ursprünglich vorgesehen. Die erlittenen Verluste waren dafür mit 3.000 Toten, Verletzten oder Vermissten zehnmal höher als in Utah. Diese Zahl entspricht 30 % der Gesamtverluste der Alliierten am D-Day. Omaha war zu Bloody Omaha geworden, “dem blutigen Omaha”. Die Schwierigkeiten der amerikanischen Fallschirmjäger in der Bocage sowie die Probleme durch Überflutungen im Becken von Carentan verzögern den Zusammenschluss zwischen Utah und Omaha, der erst am 10. Juni stattfindet.
Die britisch-kanadischen Strände: Gold, Juno und Sword
Die britische 2. Armee unter dem Befehl von General Dempsey landet ab 7:30 Uhr in Gold, Juno und Sword, einem Sektor mit einer Länge von etwa 40 Kilometern, der sich zwischen Arromanches im Westen und Merville, an der Mündung der Orne, im Osten befindet. Sein ihm zugewiesenes Ziel ist die Einnahme von Bayeux. Anschließend soll er sich mit den amerikanischen Truppen im Westen zusammenschließen und Caen einnehmen, um die Ostflanke der Invasion zu beschützen. Die Strände haben eine andere Topografie als diejenigen in Utah und Omaha. Hier gibt es keine natürlichen Hindernisse, keine überfluteten Buchten und auch keine hohen Felsen. Zudem hat die Vorbereitung der Marineartillerie eine Stunde länger als auf amerikanischer Seite gedauert. Die Landungsboote können sich also unter recht guten Bedingungen nähern, trotz des schlechten Wetters. Als sie jedoch in die Nähe des Ufers gelangen, zerstören die Hindernisse der Verteidigung eine gewisse Zahl an Booten oder lassen sie kentern. Und an den Stränden sind die Verteidiger gut aufgestellt: 10 Infanteriekompanien, 50 Granatwerfermannschaften, 500 Maschinengewehre und 90 Artilleriewaffen erwarten die Angreifer. Das Hinterland wird von 19 Infanteriekompanien und etwa 20 Batterien bewacht. Darüber hinaus ist die 21. Panzerdivision in Caen stationiert.