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Portel-Plage

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Portel Plage, Fort Couppes. ©J.Capez - Lizenz Creative Commons - Lizenzfrei

Die drei Befestigungsanlagen in Le Portel: Fort Heurt, Fort Mont de Couppes, Fort Alprech.

Die Gemeinde von Le Portel ist bestrebt, ihr historisches Erbe zu pflegen und der Bevölkerung nahe zu bringen. Die drei an der Küste gelegenen Befestigungsanlagen werden entsprechend gepflegt und als touristische Ausflugsziele beworben.

Das Fort Heurt wurde 1803 auf Befehl von Bonaparte, seinerseits 1. Konsul, errichtet und sollte in erster Linie die Landung in England unterstützen. Der Name Heurt hat folgenden Ursprung: „heustrière“, was für „Insel der Austern“ steht und sich im Laufe der Zeit zu Heustre und schlussendlich Heurt entwickelte. Die Baupläne wurden von Oberstleutnant Dode entworfen. Das Fort wurde erstmals im Juli 1804 in Betrieb genommen und im August 1805 dann wieder aufgegeben (Errichtung des Lagers von Boulogne). Heutzutage findet man zwar nur noch Ruinen vor, doch die enorme Größe beeindruckt noch heute die Besucher.

Während der Besatzung durch die Engländer und der Wiedereroberung von Boulogne entscheidet sich Marschall Dubiez zur Errichtung einer Befestigungsanlage. Der Friedensvertrag von Capécure im Jahr 1550 setzt den Kriegshandlungen ein Ende, woraufhin auch das Fort aufgegeben wird. In seinem Bestreben England einzunehmen, lässt Napoleon das Fort neu mit Waffen bestücken. Das Fort eignet sich ideal für die Unterbringung der Truppen, insbesondere in Kriegszeiten. Das Fort wurde zusätzlich mit einem Semaphor ausgestattet.

Das Fort Alprech wurde während der 3. Republik in den Jahren 1875 bis 1880 von dem für seine Genialität bekannten General Séré de Rivières errichtet. Hier finden sich Kassematten für die Unterbringung der Truppen (mehrere Hundert Menschen), Lagerräume sowie ein Pulvermagazin. Die Batterie von Alprech war seinerzeit mit Kanonen und Granatwerfern ausgestattet. Sie war insbesondere in den Kriegsjahren 1914/1918 in Betrieb und von 1940 bis 1944 von den deutschen Truppen besetzt. Die Restaurierungsarbeiten im Fort Alprech wurden 1999 durchgeführt.


Portel-Plage
Hôtel de ville 51 rue Carnot BP 26 62480 Le Portel
Tel.: +33 03.21.87.73.73
E-Mail: mairie@ville-leportel.fr

 

 

Website of the Regional Tourism Committee of the Nord Region

 

 

Quizz : Forts und Zitadellen

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Anschrift

62480
Portel Plage
Tél. : 03.21.87.73.73

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Georges Picquart

1854 - 1914

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Eugène Carrière, Portrait des „Helden der Affäre Dreyfus“. ©Musée Eugène Carrière

Georges Picquart wird 1854 in Geudertheim im Elsass geboren. Der ausgezeichnete Schüler am kaiserlichen Gymnasium von Straßburg sieht seine Schulzeit durch den Krieg gegen Preußen im Jahre 1870 unterbrochen. Infolge der Annexion Elsass-Lothringens zieht sich seine Familie nach Versailles zurück. Das Trauma der Niederlage und Entwurzelung spielt zweifelsohne bei seiner Entscheidung eine Rolle, eine militärische Laufbahn einzuschlagen, die unter den besten Vorzeichen beginnt: nach Abschluss der Militärakademie von Saint-Cyr als Fünftbester verlief seine Laufbahn reibungslos. Picquart ist ein brillanter, an die republikanischen Werte gebundener Offizier und klettert im Eilschritt die Karriereleiter empor. Da er über eine hohe, mehrsprachige Bildung verfügt – er spricht fließend sechs Sprachen – besucht er gewissenhaft Salons, Museen und Veranstaltungen. Der Musikliebhaber ist mit Gustav Mahler freundschaftlich verbunden und zögert nicht, quer durch Europa zu reisen, um bei Konzerten dabei zu sein, die von ihm dirigiert werden. Nach mehreren Feldzügen in Algerien und Tonkin tritt er 1893 dem Stab von General Galliffet als stellvertretender Bürochef bei. In dieser Funktion nimmt er, ohne dabei eine zentrale Rolle einzunehmen, an der Untersuchung über Hauptmann Dreyfus teil, der der Spionage für Deutschland angeklagt war. Alfred Dreyfus wird Ende 1894 hinter verschlossenen Türen von einem Kriegsgericht zur Degradierung und dauerhaften Verbannung nach Französisch-Guyana verurteilt.

 Im Juli 1895 ersetzt Georges Picquart Oberst Sandherr und ist damit für die Gegenspionage in der Direktion des Deuxième Bureau (die sogenannte Statistik-Abteilung) zuständig.  Anders gesagt übernimmt er die Führung des Nachrichtendienstes. Gleichzeitig unterrichtet er Topographie an der Obersten Kriegsschule. Er ist wortkarg, respektiert die militärische Ordnung und ist bestrebt, die Armee im Hinblick auf die technische Leistungsfähigkeit zu modernisieren. Am 6. April 1896 wird er als Jüngster in diesem Rang zum Oberstleutnant ernannt. Er genießt das Vertrauen seiner Vorgesetzten, seine Beurteilungsbögen würdigen seinen „liebenswürdigen, sympathischen“ Charakter, sein „besonders geradliniges“ Urteilsvermögen, seine „perfekte“ Erziehung, seine „umfangreichen“ Kenntnisse und seine „überragende“ Intelligenz. Er repräsentiert zweifellos die Zukunft der französischen Armee.

Ein Jahr später ändert sich alles.

Im März 1896 entdeckt Picquart in einem Aktenbündel aus der deutschen Botschaft den Beleg, der die Affäre Dreyfus wieder ins Rollen bringt. Der Vergleich dieses Stücks Papier – des berühmten „kleinen Blauen“ („le petit bleu“) - mit dem „Borderau“, der im Prozess rechtswidrig Dreyfus zugeordnet wurde, lieferte Picquart den unwiderlegbaren Beweis für die Unschuld des auf die Teufelsinsel Verbannten. Aus dieser Überzeugung macht sich Picquart mit größter Entschiedenheit daran, der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen. Dieser Sinn für die Wahrheitspflicht und dieses Verständnis von Gerechtigkeit, die er über alle anderen Überlegungen stellt – und über ein ungewisses höheres Interesse der Armee – sind die bestimmenden Persönlichkeitsmerkmale von Picquart. Nachdem Picquart die Untersuchungen seines Vorgängers wieder aufgenommen hat, ist er bald von der Unschuld Hauptmann Dreyfus‘ und der Schuld von Major Ferdinand Esterhazy überzeugt. Da seine Schlussfolgerungen nicht im Sinne der offiziellen Version der Affäre sind, erlebt die Laufbahn Picquarts ein jähes Ende: im Oktober 1896 wird Picquart von seinen Funktionen an der Spitze des Nachrichtendienstes enthoben und für unbestimmte Zeit auf eine Inspektionsreise durch Frankreich und anschließend nach Algerien und Tunesien geschickt, in ein so entlegenes Gebiet, dass Picquart, der sich bedroht fühlt, am 2. April 1897 sein Testament verfasst.

Aber Georges Picquart ist ein hartnäckiger Mann, was seine Suche nach der Wahrheit anbelangt: die Schikanen, denen er zum Opfer fällt, stärken nur seine Entschlossenheit, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Er engagiert sich immer mehr auf Seiten der Dreyfusanhänger, was ihm seinerseits eine Anklage einbringt. Man muss sagen, dass der Kriegsminister, General Mercier, ein fanatischer Dreyfus-Gegner ist. Wenn man weiß, dass der Staatspräsident, Félix Faure, ebenfalls jede Wiederaufnahme des Dreyfus-Prozesses ablehnt, kann man sich eine genauere Vorstellung von der Hartnäckigkeit Picquarts machen. Dieser wird er im Februar 1898 aus der Armee entlassen, anschließend verhaftet und elf Monate, vom 13. Juli 1898 bis 9. Juni 1899, inhaftiert, weil er einem Politiker, Auguste Scheurer-Kestner, die Beweise übergeben hätte, über die er verfügte, um Dreyfus zu entlasten.

Picquart, ein Held für die Dreyfusanhänger, ein Verräter für deren Gegner, ist einer der Hauptakteure des Prozesses von Rennes im Jahre 1899, der mit der Begnadigung und Amnestie von Dreyfus endet. Dennoch gibt Picquart, der mittlerweile nur noch von seiner Majorspension lebt, seinen Kampf für die Wahrheit nicht auf: dieser Schuldspruch, der die Ehre der Armee schont, ohne seine wiederherzustellen, ist ihm ein Grauen. Der unversöhnliche Picquart stellt sich von ganzer Seele gegen jene, die er als „épongistes“ (A. d. Ü.: etwa „Wendehälse“) bezeichnet, da sie die Vergangenheit vergessen wollen. Während seiner Wüstendurchquerung ist sein einziges Ziel die vollständige Rehabilitation. Der Fall Dreyfus solle neu verhandelt werden, damit seine Unschuld schließlich anerkannt werde: allein so könnte das dem degradierten Hauptmann widerfahrene Unrecht wiedergutgemacht, aber auch die Beeinträchtigung der Ehre und der Laufbahn des entlassenen Oberstleutnants behoben werden. Mit seiner Wahrheitssuche sollte Picquart daher sein Schicksal mit dem Dreyfus‘ verknüpfen.

Am 12. Juli 1906 hebt das Berufungsgericht das Urteil von Rennes auf, erkennt die Unschuld von Dreyfus an und verkündet seine Rehabilitierung. Picquart seinerseits war nicht zu rehabilitieren, da er nicht verurteilt worden war. Im Gegenzug wurde seine militärische Laufbahn jäh unterbrochen und er erwartet sehr wohl eine Entschädigung. Am 13. Juli 1906 werden zwei Gesetzesentwürfe zur Wiedereingliederung eingereicht, der eine für Dreyfus, der andere für Picquart. Sie werden mit sehr großer Mehrheit sowohl in der Nationalversammlung als auch im Senat angenommen. Darin ist zu lesen:

Die Verkündung der Unschuld von Dreyfus zeigt die Legitimität der Anstrengungen, die Oberstleutnant Picquart in loyaler und mutiger Weise seit 1896 unternahm, um der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen, obwohl er dabei Gefahr lief, seine Karriere endgültig zu zerstören. Dieser leitende Offizier, der am 26. Februar 1898 entlassen wurde, kann nur durch das Gesetz wieder in seine Tätigkeit eingegliedert werden. Wir fordern Sie außerdem auf, die Auswirkungen dieser Entlassung endgültig zu beseitigen, indem Sie ihm den Rang des Brigadegenerals verleihen, den 64 Offiziere erlangt haben, die weniger lang als er oder gleich lang im Rang des Oberstleutnants dienten und seine Ernennung auf den 10. Juli 1903 zurückzudatieren, welcher der Vortag der Beförderung des am längsten dienenden dieser Generalstabsoffiziere ist. "

Picquart widerfuhr Gerechtigkeit. Seine Ehre ist reingewaschen. Seine Karriere geht wieder voran. Mittlerweile seit drei Jahren rückwirkend als Brigadegeneral wird Picquart am 23. Oktober 1906 zum Generalmajor befördert. Zur selben Zeit erringen bei den Wahlen die Radikalen von Georges Clemenceau den Sieg, der für L’Aurore arbeitete, jene Tageszeitung, die „J‘accuse... !“ („Ich klage an...!“) von Zola veröffentlicht hatte. Der „oberste Polizist Frankreichs“ wird Ratspräsident. Er kennt den elsässischen General gut, dessen Charakterstärke, geistige Unabhängigkeit und Mut er zu schätzen wusste. Zur allgemeinen Überraschung, und besonders zu jener des Betroffenen, machte er ihn zu seinem Kriegsminister.

Mehr als jeder andere wusste der vormals Geächtete nur zu gut, dass die Affäre ihre Spuren und Gräben innerhalb der Armee hinterlassen hatte. Einmal in der Regierung bemüht er sich, sie neu und demokratischer aufzubauen. Der neue Minister unternimmt öfter Besuche und Begegnungen vor Ort und zeigt sich bedacht darauf, das Los der Soldaten durch Fortschritte bei den Unterkünften, der Ernährung, der Hygiene, den Transportmitteln und den Einsatzbedingungen zu verbessern. Er versteht es, dem Land zu zeigen, dass sich die Regierung um ihre Soldaten kümmert. Er perfektioniert die Ausbildung der Soldaten und stützt sich bei der Modernisierung der Militärschulen auf Foch und Joffre. Er arbeitet an der Aussöhnung der Armee mit sich selbst und mit der Nation. Sein Handeln beruhigt die politischen Auseinandersetzungen und festigt die Republik in ihrem Inneren. Durch seine Tätigkeit als Kriegsminister zieht sich schließlich wie ein roter Faden die Absicht, die militärische Ausrüstung zu modernisieren, besonders im Bereich der Artillerie. Mit dem Scheitern der Regierung Clemenceau Ende Juli 1909 scheidet General Picquart fast erleichtert aus seiner Ministerfunktion aus, trotz einer mehr als anständigen Bilanz.

Nach einigen Monaten der Freiheit, die er mit Reisen verbringt, kehrt Picquart im Februar 1910 in eine führende Stellung zurück. Mit 56 Jahren wird er – was sich wie eine Konstante durch seinen Werdegang zieht – der jüngste kommandierende General, als er die Spitze des 2. Armeekorps in Amiens übernimmt.

Am 14. Januar 1914 steigt Georges Picquart wie jeden Tag aufs Pferd. Es ist 7.30 Uhr, klirrend kalt und der Boden ist seit mehreren Tagen hart gefroren. Er reitet Voltigeur, ein bekanntermaßen unruhiges Pferd. Der General wird von seinem Standartenträger begleitet. Auf einem Feldweg zwischen Dury und Saint-Fuscien ist Voltigeur mitten im Trab unaufmerksam und schlägt aus. Sein Reiter lässt die Zügel los, fällt über das Pferd und schlägt mit dem Kopf auf. Er steht wieder auf, bleibt trotz einer starken Blutung sehr gelassen, lehnt es ab sich auszuruhen, steigt wieder aufs Pferd und reitet sogleich in Richtung Amiens. In seinem HQ angekommen steigt er von seinem Pferd und verlässt es nicht, ohne ihm wie immer ein Stück Zucker gegeben zu haben. Am selben und am nächsten Tag ist der General auf seinem Posten, gegen die Meinung seines Arztes und seiner Angehörigen. Aber sein Zustand verschlechtert sich: der heftige Sturz hat zu einem Gesichtsödem geführt, das sich verschlechtert und zu Erstickungsanfällen führt, die immer schlimmer werden. Der Letzte ist tödlich. Georges Picquart stirbt am Morgen des 19. Januar 1914. Er war nicht einmal 60 Jahre alt.

Rouget de Lisle

1760-1836

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Claude-Joseph Rouget de Lisle. 1792 © BnF

Claude-Joseph Rouget, geboren am 10. Mai 1760 in Lons-le-Saunier spielt Violine und komponiert bereits als Kind instinktiv. Um mit 16 Jahren in die Pariser Militärschule École du génie aufgenommen zu werden, ergänzt er seinen Namen mit der Endung „de Lisle“, die er von seinem Großvater übernommen hat.

Nachdem er diese sechs Jahre später als Leutnant verlässt, wird er nach drei Einsätzen 1791 nach Straßburg geschickt, wo er mit anderen Offizieren in den Salons von Bürgermeister Dietrich empfangen wird, dem die üblichen Marschgesänge auf die Nerven gehen und der den jungen Hauptmann, dem bereits der Ruf als Komponist vorauseilt, bittet, ein patriotisches Lied zu schreiben... Rouget ist überrascht und möchte sich dem entziehen, gibt dem Bürgermeister und den Offizieren jedoch nach, die ihn drängen, der Bitte nachzukommen.

Zuhause ergreift er die Geige und entlockt ihr Akkorde, während das zuvor am Abend Gehörte in seinem Kopf hämmert. Nach und nach entsteht die Melodie und die Worte überlagern die Musik. Erschöpft schläft der Urheber ein. Gleich im Morgengrauen geht er zum Bürgermeister, der sich, von soviel Schnelligkeit überrascht, ans Cembalo setzt und vom Lied angetan ist. Er ruft die am Vorabend anwesenden Offiziere zusammen und intoniert mit kräftiger Stimme: „Allons enfants de la patrie“. Alle zeigen sich begeistert und Rouget ist glücklich.

Dieses Lied wird am 29. April im Beisein von acht Bataillons, die sich zum Abmarsch bereit aufgestellt haben, auf der Place d‘Armes öffentlich aufgeführt. Die Männer hören zu und sind in den Bann geschlagen. Dieses Lied wird schnell in Paris bekannt, und zuvor in Marseille, wo es das in die Hauptstadt aufbrechende Regiment übernimmt. Es erhält den Namen „Marseillaise“. Der junge Hauptmann wird nach Huningue entsandt, um die dortigen Arbeiten zu leiten, und am 14. Juli wird das Lied im Feldlager Hoensingue aufgeführt. Am 25. August 1792 wird Rouget von den Regierungskommissaren seines Amtes enthoben, weil er gegen die Internierung Dietrichs protestiert hatte.

Nach der Ausrufung der Republik wird er wieder aufgenommen und kommt zur Nordarmee, jedoch fällt er unter Verdacht, da er seines Amtes als Hauptmann enthoben ist. Er wird verhaftet, zweifelsohne wegen seiner Kritik an der Hinrichtung des früheren Bürgermeisters von Straßburg, und eingesperrt; er verfasst eine Eingabe. Der Tod Robespierres gibt ihm die Freiheit zurück.

Das Dekret des Konvents vom 26. Messidor im Jahre III, das Die Marseillaise als Nationallied wählt, wurde niemals angewandt.

 

livret Marseillaise

 

Obwohl er wieder in die Armee aufgenommen wird, scheidet Rouget de Lisle aus ihr aus, um zur Poesie und Musik zurückzukehren. Am 10. Vendémiaire des Jahres IV werden seine Werke in der Oper und in der Komischen Oper aufgeführt. Bonaparte fordert Rouget auf, ihm ein Lied zu komponieren. Dieses gefällt ihm nicht und wird daher abgelehnt. Rouget schreibt gekränkt einen arroganten Brief an Bonaparte. Er würde dem Empire nie mehr dienen und wird wieder verdächtig. 1812 zieht er in das Haus der Familie nach Montaigu (Jura) und komponiert; 1817 zieht er sich nach Paris zurück und veröffentlicht 1825 eine Sammlung mit fünfzig Französischen Liedern.

Der Herzog von Orléans, der ein Kampfgefährte von Hauptmann Rouget de Lisle war, gewährt ihm drei Renten und bewahrt ihn so vor Bedürftigkeit. Er wird zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Mit siebenundsiebzig Jahren stirbt er in Choisy-le-Roi nicht wissend, dass sein Lied 1879 die französische Nationalhymne werden sollte. Er wurde am Friedhof Choisy-le-Roi beigesetzt, am 14. Juli 1915 wurden seine sterblichen Überreste in den Invalidendom überführt.

Marie-Louise Jacotey - Historikerin

Überführung der sterblichen Überreste von Rouget de Lisle in den Invalidendom - 14. Juli 1915 © BnF, Dist. RMN-Grand Palais / Bild BnF

Henry Dunant

1828-1910

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Henry Dunant. Öffentliches Eigentum

1859 wird ein junger Schweizer namens Henry Dunant auf dem Schlachtfeld von Solferino in Italien mit den Schrecken des Krieges konfrontiert. Daraufhin entscheidet er sich zur Gründung einer internationalen Organisation, mit dem Ziel, den Kriegsverletzten zu helfen. 

Dies war die Gründung des Roten Kreuzes.

 

Der am 8. Mai 1828 in Genf geborene Henry Dumant entstammt einer sehr frommen kalvinistisch geprägten Familie, die eine tiefe Nächstenliebe pflegt. Er gibt seinen höheren Bildungsweg auf und beginnt eine Ausbildung in einer Bank in Genf. Er engagiert sich im sozialen Bereich und verbringt viel Zeit mit dem Besuch von Gefangenen und der Unterstützung der Armen.

 

1853 führt ihn sein Weg nach Algerien, wo er die Leitung über eine schweizerische Kolonie in Sétif übernimmt. Seine Pläne sehen den Bau einer Weizenmühle vor, jedoch erhält er nicht die notwendige Landkonzession, eine unabdingbare Voraussetzung für den Bau. Er macht sich auf den Weg nach Paris, um dort Napoleon III zu treffen.  Dieser ist jedoch Kommandant der französisch-sardischen Truppen, die in Norditalien gegen die Österreicher kämpfen. Dunant begibt sich an den Schauplatz, um den Herrscher zu treffen. Am 24. Juni 1859, Tag der Schlacht, trifft er in Castiglione, Lombardei, ein, einer kleinen Stadt in der Nähe der Kampfhandlungen. Am nächsten Morgen kommt er auf das Schlachtfeld von Solferino. "Derjenige, welcher diesen ausgedehnten Schauplatz des Kampfes vom vorigen Tage durchwanderte, traf auf jedem Schritte und inmitten einer Verwirrung ohne Gleichen unaussprechliche Verzweiflung und Elend in allen Gestalten". Angesichts von so viel Leid beginnt Dunant mit der Organisation von Rettungsmaßnahmen und setzt durch, dass auch die österreichischen Gefangenen dieselbe medizinische Versorgung erhalten wie die anderen Soldaten. Er erreicht weiterhin, dass die unter den österreichischen Gefangenen befindlichen Mediziner bei der Versorgung der Verletzten helfen dürfen.

 

Nach seiner Rückkehr nach Genf verfasst er sein Werk Un souvenir de Solferino (Eine Erinnerung an Solferino), in dem er über seine Eindrücke auf dem Schlachtfeld berichtet und seine Ideen vorstellt, wie die Versorgung der Verletzten verbessert werden kann. "Wäre es nicht möglich, in einer friedlichen und ruhigen Epoche, Hilfsgesellschaften zu gründen, deren Zweck es ist, die Verwundeten in Kriegszeiten zu pflegen oder pflegen zu lassen?"

 

Am 17. Februar 1863 gründet Dunant ein internationales und ständiges Komitee für die Pflege von verwundeten Soldaten. 1875 wird das Komitee umbenannt und wird zum Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Am 26. Oktober 1863 nehmen rund 15 Länder an der Internationalen Konferenz in Genf teil, die als tatsächlicher Gründungsakt des Roten Kreuzes gilt. Unterstützt durch Napoleon III bereitet das Komitee, bei dem Dunant Mitglied und Sekretär ist, die Genfer Konvention vor, die 1864 von 15 Ländern unterzeichnet wird.

 

Dunant, nunmehr geschätzt und gefeiert, wird von zahlreichen Staatschefs empfangen. Seine Geschäfte gehen allerdings immer schlechter und er bekommt große finanzielle Probleme. 1867 meldet er Konkurs an. Finanziell ruiniert und verschuldet, ist er gezwungen, von seinem Posten beim Internationalen Komitee zurückzutreten. In Paris lebt er in Armut und muss sogar auf öffentlichen Bänken schlafen. Dennoch bestellt ihn Kaiserin Eugénie in den Tuilerienpalast ein und bittet ihn um seinen Rat hinsichtlich der Erweiterung der Genfer Konvention auf die Kriegsschauplätze auf dem Meer. Dunant wird zum Ehrenmitglied der nationalen Gesellschaften des Roten Kreuzes in Österreich, den Niederlanden, Schweden, Preußen und Spanien ernannt.

 

Während des französisch-preußischen Krieges im Jahr 1870 besucht er die nach Paris gebrachten Verwundeten und führt die Erkennungsplakette ein, anhand derer die Toten später identifiziert werden konnten.

 

Nachdem der Frieden wieder eingekehrt war, begibt sich Dunant nach London, wo er sich dafür engagiert, eine diplomatische Konferenz zu organisieren, um über das Los der Kriegsgefangenen zu entscheiden. Während er vom Zar unterstützt wird, zeigt sich England dem Projekt gegenüber eher abhaltend. Am 1. Februar 1875 findet dank seiner Initiative in London ein internationaler Kongress zur "vollständigen und endgültigen Aufhebung des Sklavenhandels" statt.

 

Es folgen Jahre des Umherirrens und der Armut: Dunant reist zu Fuß ins Elsass, nach Deutschland und nach Italien. Er lebt von den Almosen und der Gastfreundschaft von Freunden. Schlussendlich landet er 1887 in einem kleinen Schweizer Städtchen am Bodensee: Heiden.

 

In seinem kranken Zustand findet er Zuflucht in einem Krankenhaus, wo ihn 1895 ein Journalist entdeckt, der einen Artikel über ihn schreibt, der nur wenige Tage später die Runde durch die gesamte Presse Europas macht. Plötzlich ist Dunant wieder geschätzt und gefeiert. 1901 wird ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Er stirbt am 30. Oktober 1910.

 

Source :

In Les Chemins de la Mémoire, 196/Juli - August 2009 

René Cassin

1887-1976

Aktie :

René Cassin. Öffentliches Eigentum

 

"Es wird solange keinen Frieden auf diesem Planeten geben, solange irgendwo auf der Welt Menschenrechte mit Füssen getreten werden." So René Cassin, ein hervorragender französischer Jurist und einer der Väter der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Niemand hat es besser verstanden als er, dass die Menschenrechte und der Frieden aufs Engste miteinander verknüpft sind.

René Samuel Cassin kommt als Sohn einer traditionsreichen jüdischen Familie am 5. Oktober 1887 in Bayonne zur Welt. Nach seinem hervorragenden Abschluss am Lycée Masséna in Nizza studiert er an der Fakultät für Rechtswissenschaften in Aix-en-Provence. Er schließt sein Studium mit dem Titel lic. phil. ab, gewinnt den ersten Preis beim allgemeinen Wettbewerb der Rechtsfakultät, promoviert als Jurist, Volkswirtschaftler und in den politischen Wissenschaften und erhält 1919 seine Zulassung für Privatrecht.

1914 wird René Cassin als Obergefreiter mobilisiert. Am 12.Oktober desselben Jahres wird er in Saint-Mihiel durch einen Schuss aus einem Maschinengewehr schwer verletzt.  Er wird mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Palmzweig und der Militärmedaille ausgezeichnet. Nachdem er vom Militärdienst freigestellt wurde, unterrichtet er an der Fakultät in Aix-en-Provence und später in Marseille, Lille und Paris. Aus Solidarität mit seinen alten Kampfgefährten engagiert er sich ab 1917 für die Errichtung einer der ersten Vereinigungen für Kriegsopfer. 1929 wird er Vizepräsident des Obersten Rats der unter staatlicher Fürsorge stehenden Kriegswaisen. Bis 1940 widmet er seinen Aktivitäten für ehemalige Kämpfer viel Zeit und entwirft zahlreiche Gesetze zugunsten der Kriegsopfer.

René Cassin ist ein Kämpfer für den Frieden und wünscht sich nichts mehr, als die "Abschaffung sämtlicher Grenzen zwischen den Menschen und die Gültigkeit derselben Gesetze für jeden, was untrennbar ist mit der Menschenwürde." 1924 ist er Mitglied der französischen Abordnung im Völkerbund. Nach den Vereinbarungen von München, die er anprangert, verweigert er seine Teilnahme am Treffen in Genf. Bereits Anfang der 30er Jahre sieht er einen neuen Konflikt in Europa vorher, nachdem ihn deutsche Juden, die er während einer Reise nach Palästina kennengelernt hatte, auf die Gefahren des Nationalsozialismus aufmerksam gemacht hatten.

Friedensnobelpreis für den Verteidiger der Menschenrechte

Im Juni 1940 lehnt er den Vorschlag eines Waffenstillstands ab, geht nach England und trifft am 29. Juni auf General de Gaulle. Dieser betraut ihn mit der Mission, die Vereinbarung vom 7. August 1940 mit den Briten zu verhandeln. Eine Vereinbarung, die de Gaulle zum umfassenden Verbündeten macht und dem Freien Frankreich einen Status verleiht, der auf einwandfreien juristischen und administrativen Strukturen basiert, die das Weiterbestehen des Staates und der Republik sichern.

Auf Anfrage von General de Gaulle übernimmt er 1943 die Leitung über die Allgemeine Israelische Allianz, die er bis zu seinem Tod innehält. Als ständiger Sekretär des Conseil de défense de l'Empire français, Präsident des juristischen Komitees des kämpfenden Frankreichs und dann der provisorischen Regierung der französischen Republik (1941-1944) wird er 1944 zum Vizepräsidenten des Staatsrats ernannt. Diese Funktion führt er bis 1960 aus.

Als Abgeordneter Frankreichs bei der UN ist René Cassin ab 1946 Mitglied einer kleiner Expertenrunde, die damit betraut ist, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu überarbeiten, die dann am 10. Dezember 1948 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen in Paris beschlossen wird. An der Seite der Vorsitzenden der Kommission, Eleanor Roosevelt, Ehefrau des früheren Präsidenten der USA, spielt er eine maßgebliche Rolle. Er setzt durch, dass die Erklärung "universellen" und nicht "internationalen" Charakter hat und dass die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte ebenfalls als fundamentale Rechte Berücksichtigung finden.

Im Januar 1959 wird er von der Beratenden Versammlung des Europarats auserwählt, als Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu wirken, wo er von 1965 bis 1968 den Vorsitz innehat. Im Oktober 1968 wird ihm der erste Friedensnobelpreis verliehen. Das erhaltene Preisgeld ermöglicht es ihm, 1969 das Internationale Institut für Menschenrechte zu gründen.

René Cassin nimmt außerdem aktiv am institutionellen Leben in Frankreich teil. 1958 ist er Vorsitzender des Komitees zur Vorbereitung der Verfassung der 5. Republik und 1959 nimmt er als Vizepräsident des Staatsrats den Amtseid des neuen Präsidenten der Republik, General de Gaulle, ab. Auch bei der Gründung des Verfassungsrates spielt er eine wesentliche Rolle und ist dort von 1960 bis 1971 Mitglied.

Ausgezeichnet mit dem Großkreuz der Ehrenlegion, dem Titel Compagnon de la Libération, der Medaille des Widerstands und Träger der Palmes Académiques, einer der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um das französische Bildungswesen, stirbt René Cassin am 20. Februar 1976 in Paris. Am 5. Oktober 1987 wird sein Leichnam anlässlich seines 100. Geburtstags ins Pantheon überführt.

 

Quelle : In Les Chemins de la Mémoire, 188/November 2008 

Alain Savary

Algier 25. April 1918 - Paris 17. Februar 1988

Aktie :

Leutnant zur See Savary. Quelle: Sammlung des Museums des Ordens der Befreiung

 

Nach dem Besuch der weiterführenden Schule in Paris erwarb Alain Savary einen Abschluss in Rechts- und Politikwissenschaften und trat anschließend in die École du commissariat de la marine (Schule des Marinekommissariats) ein.

Er absolvierte den Frankreichfeldzug im Kommissärskorps, bevor er sich nach England begab, wo er sich am 8. August 1940 den Freien Französischen Seestreitkräften (FNFL) anschloss. Mit dem Rang eines Fähnrichs wurde er zum Adjutanten von Admiral Muselier, dem Kommandanten der FNFL. Nach dem Beitritt von Saint-Pierre und Miquelon ernannte ihn dieser zum Gouverneur dieses Territoriums mit dem Rang eines Leutnants zur See.

Im Juni 1943 schloss er sich in Tripolitanien zunächst als Stabsoffizier und später als Kommandant der 2. Eskadron dem 1. Regiment der Marineinfanteristen an, das als gepanzertes Aufklärungsregiment Teil der 1. Freien Französischen Division war. Er nahm mit seiner Einheit am Italienfeldzug, der Landung in der Provence und der Befreiung des nationalen Territoriums teil, bevor er im Oktober 1944 in die provisorische beratende Versammlung berufen wurde, um dort die Compagnons de la Libération (Gefährten der Befreiung) zu vertreten.

1945 wurde er dem Innenministerium zur Seite gestellt und begann daraufhin eine Karriere als hoher Beamter und Politiker.

1946 war er Generalsekretär des Kommissariats für deutsche und österreichische Angelegenheiten, später Berater der Französischen Union, Abgeordneter von Saint-Pierre und Miquelon, Staatssekretär für marokkanische und tunesische Angelegenheiten und von 1969 bis 1971 Erster Sekretär der Sozialistischen Partei. Er war Abgeordneter des Departements Haute-Garonne (1973-1981) und Vorsitzender des Regionalrats Midi-Pyrénées (1974-1981). Von 1981 bis 1984 war er Bildungsminister.

Alain Savary war Offizier der Ehrenlegion, Compagnon de la Libération, Träger des Kriegskreuzes 1939-1945 (mit drei Belobigungen), Träger der Widerstandskämpfermedaille und des Silver Star (USA).

 

Quelle: MINDEF/SGA/DMPA