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Bartholdi Stadtmuseum, Colmar

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Entrée du musée. Source : Office de Tourisme de Colmar - ©Christian Kempf/STUDIO K

Das Bartholdi-Museum beinhaltet eine stattliche Sammlung, von Skizzen, Modellen und Skulpturen des Schöpfers der in New York errichteten 'Freiheit, die die Welt erleuchtet' und des Löwen von Belfort.

Der stark vom deutsch-französischen Krieg 1870-1871, an dem er insbesondere an der Seite Garibaldis aktiv teilgenommen hatte, sowie vom Verlust seiner Heimatregion Elsass betroffene Auguste BARTHOLDI (1834 - 1904) schuf zahlreiche Werke, die sich mit diesem Krieg beschäftigen. Kurze Präsentation dieser Werke und des einem wichtigen Vertreter der Bildhauer-Kunst des 19. Jahrhunderts gewidmeten Museums... Das Bartholdi Museum ist unter der Anschrift 30, rue des marchands in einer großen, im Zentrum von Colmar gelegenen Stadtvilla aus dem 18. Jahrhundert zu finden, dem Geburtshaus des Bildhauers. Es beherbergt die umfassendste Sammlung von Skizzen, Modellen und Skulpturen, aber auch von Zeichnungen, Photographien und Gemälden des Schöpfers der Freiheitsstatue und des Löwen von Belfort.

Der Beschluss, ein dem berühmten Bildhauer gewidmetes Museum zu gründen geht auf den 25. Juli 1907 zurück. Zu diesem Zeitpunkt überschrieb Jeanne-Emilie Bartholdi, die Witwe des Künstlers, der Stadt Colmar das seit Urzeiten in Familienbesitz stehende Haus in der Rue des Marchands, mit der Auflage, dort ein Museum einzurichten, das sämtliche "Möbelstücke, Skulpturen, architektonischen Werke, Gemälde, Kupferstiche, Kunstgegenstände, die Bibliothek, usw." beherbergen sollte, die sich nach ihrem Tode in ihrem Haus in der rue d'Assas 82 in Paris, der letzten Wohn- und Arbeitsstätte des Bildhauers, befänden.
Jeanne Bartholdi verstarb am 12. Oktober 1914, doch die Einweihung des neuen Museums fand erst am 18. November 1922 statt. Es nahm damals drei Stockwerke im Nord- und Westflügel des Gebäudes ein. Eine Reihe, glücklicherweise noch heute erhaltener Fotographien, zeigt wie die Säle der ständigen Ausstellungen damals eingerichtet waren. Damals wollte man in erster Linie im Geburtshaus des Künstlers dessen üppigen Lebensstil in seinem Pariser Haus nachzeichnen. Daneben wurden in einem besonders lobenswerten musealen Elan im Modellsaal zahlreiche Modelle von Statuen und Denkmälern (Keramik, grauer Ton und Gips) des Bildhauers ausgestellt. Das bedauernswerte, wachsende und weit verbreitete Desinteresse zahlreicher Intellektueller und der meisten Museumsbesucher des 20. Jahrhunderts an der Kunst des 19. Jahrhunderts war der Grund dafür, dass der Modellsaal zu dieser Zeit dann für vorübergehende Ausstellungen regionaler moderner Maler verwendet und die Werke Bartholdis in unterschiedlichen Archiven eingestellt wurden, wodurch einige seiner Werke verloren gingen oder beschädigt wurden. Nach einer "vorübergehenden' Schließung wird die Einrichtung im Jahr 1979 neu eröffnet. Seit dieser Zeit tragen Renovierungen und Ausweitungen der den ständigen Ausstellungen gewidmeten Säle, die Restaurierung und der Zukauf von Werken sowie das Organisieren von Themenausstellungen begleitet von der Veröffentlichung von Katalogen zum Erhalt der Sammlungen und zum Prestige des Namens Auguste Bartholdi bei.
Der Besucher gelangt über einen überdachten Durchgang in den Museumshof. In seiner Mitte finden sich die "Großen Stützen der Welt" (Gerechtigkeit, Arbeit und Vaterland), eine bei der Pariser Messe des Jahres 1902 ausgestellte Bronzegruppe Bartholdis. An der rechten Hofseite liegt der Haupteingang des Museums bestehend aus einer Renaissance-Tür, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Bartholdi während der Umbauarbeiten des Hauses eingebracht und installiert worden war. Sie wird von drei Skulpturen aus gegossenem Beton, Werken Bartholdis, überragt, die zwei heraldische Löwen an der Seite eines menschlich anmutenden Widders zeigen. Das Museum im Inneren nimmt über drei Stockwerke hinweg eine Fläche von 700 m² in Anspruch. Im Erdgeschoss zeigt der Saal der Werke aus dem Elsass und aus Colmar die mit seiner Heimatprovinz in Zusammenhang stehenden Schöpfungen des Künstlers. Der Grenzstein, der Fluch des Elsass oder auch die dem leidenden Straßburg zu Hilfe eilende Schweiz - sowie einige Modelle und Originalbestandteile von in Colmar errichteten Denkmälern (Rapp-Denkmal, Der kleine Winzer, die Großen Stützen der Welt, usw.).
Im ersten Stockwerk erstreckt sich im linken Flügel die Wohnung Bartholdis mit seinem Arbeitszimmer, dem Musiksalon und vor allen Dingen dem Esszimmer, dessen Kassettendecke mit Porzellan belegt ist. In diesem Raum finden sich auch die Porträts der Ahnen Batholdis vom 17. bis hin ins 19. Jahrhundert. Auf dem zentralen Tisch und den Buffets sind Gefäße aus chinesischem Porzellan und Keramiken Théodore Decks, des Direktors der Manufaktur von Sèvres und Freund des Bildhauers ausgestellt. Der Napoleonsaal schließlich birgt das große Porträt von Charlotte Bartholdi, der Mutter des Künstlers, ein Werk Ary Scheffers aus dem Jahr 1855, sowie die Porträts von Auguste Bartholdi und seiner Frau, Werke des Mulhouser Künstlers Jean Benner.
Der rechte Flügel öffnet sich zur Bibliothek. Daran schließen sich Säle mit den orientalischen Werken an, die der Künstler während und nach seinem ersten Aufenthalt im Orient (Ägypten - Jemen, 1855-1856) geschaffen hatte. In diesem Stockwerk befindet sich auch der beeindruckende Modellsaal, in dem sich die Modelle der meisten Statuen und öffentlichen Denkmäler befinden, die Bartholdi für verschiedene französische Städte mit Ausnahme von Colmar geschaffen hatte: Vauban (Avallon, 1873), Gribeauval (Paris, Hof des Invalidendoms, 1876), der Löwe von Belfort (1880), Rouget de Lisle (Lons-le-Saunier, 1882), Diderot (Langres, 1884), Gambetta (Sèvres, 1892), Monumentaler Brunnen (Lyon, place des Terreaux, 1892). Hier befinden sich auch zahlreiche Entwürfe aus Keramik und eine Reihe von Bronzestatuen: Der Löwe von Belfort, Reiterstatue von Vercingetorix, Die sieben Schwaben (1855), Das Genie in den Klauen der Armut (1859), kleine Statue von Vauban (1870), Kleine Statue des Gießers Thiébaut (1899).
Das zweite Stockwerk schließlich ist ganz den amerikanischen Werken gewidmet. Hier findet man insbesondere Originalmodelle, Drucke und alte Photographien zum Brunnen des Kapitols (New-York), die Flachreliefs von Battle Street Church (Boston), das Denkmal für La Fayette und Washington (New-York und Paris), und nicht zu vergessen "die Freiheit, die die Welt erleuchtet" (New-York), bekannter unter dem Namen Freiheitsstatue. Im völligen Gegensatz zu den sterilen Museen der heutigen Zeit besitzt das Bartholdi Museum eine Seele. Über die hier präsentierten Werke taucht der Besucher in die Geschichte des 19. Jahrhunderts, in das Herz der aus dem deutsch-französischen Krieg 1870-1871 geborenen 3. Republik, ein.
Gruppenführungen in französischer, deutscher, englischer, italienischer und japanischer Sprache nach Vereinbarung mit dem Fremdenverkehrsamt. Öffnungszeiten des Museums: Täglich außer dienstags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Im Januar und Februar, sowie am 1. Mai, 11. November und 25. Dezember geschlossen Eintrittspreise: (Kasse eine Stunde vor Museumsschluss geschlossen) Einzelpreise Erwachsene: 4,10 € Studenten: 2,50 € Gruppen (ab 10 Personen) Erwachsene: 2,60 € Studenten: 1,50 € Für Kinder unter 12 Jahren kostenlos Kontaktadresse: Musée municipal Bartholdi 30, rue des Marchands 68000 Colmar, Frankreich Tel.: 03 89 41 90 60 Fax: 03 89 23 50 77 E-Mail: musees@ville-colmar.com

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Informationen

Anschrift

30 rue des Marchands 68000
Colmar
tél. : 03 89 41 90 60Fax :03 89 23 50 77

Gebühr

Tarifs individuels Adultes : 4 € Étudiants : 2,50 € Tarifs groupes (à partir de 10 personnes) Adultes : 2,60 € Étudiants : 1,50 € Gratuité pour les enfants de moins de 12 ans

Wöchentliche Öffnungszeiten

Ouvert tous les jours, sauf le mardi de 10 à 12 heures et de 14 à 18 heures

Fermetures annuelles

Fermé en janvier et février ainsi que les 1 mai, 11 novembre et le 25 décembre

Zitadelle in Bitche

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Gesamtansicht der Zitadelle in Bitche. Quelle: freizeit-saarmoselle.eu

In Lorraine, der nordöstlichsten Region des Departements Moselle, befindet sich die Zitadelle von Bitche auf einem Sandsteinfelsen inmitten der Stadt.

Trotz zahlreicher Renovierungsarbeiten ist das alte Schloss der Grafen Deux-Ponts heute eine Ruine, seit Louis XIV im Jahr 1680 in Bitche einmarschiert ist. Louis XIV war sich der strategischen Bedeutung der Felsspitze bewusst, die weit über die Stadt und ihre Umgebung hinausragte, woraufhin er die erste Zitadelle errichten ließ. Bei der Durchführung vertraute er auf die Kenntnisse von Vauban, der sein Werk im Jahr 1683 beendete.

Im Jahr 1697 wird die Zitadelle von den französischen Truppen dem Erdboden gleichgemacht, nachdem laut dem Vertrag von Ryswick Lorraine Léopold dem Ersten, Herzog von Lorraine zugesprochen wurde. Am 21. März 1737 ergreift Louis XV die Macht über Lorraine und befiehlt den Wiederaufbau der Zitadelle nach den Plänen des Ingenieurs Cormontaigne und auf Basis des Bauwerks von Vauban. Das Ende der Bauarbeiten wird markiert durch die Anbringung einer Marmortafel oberhalb des Haupttors. Sie ist noch heute sichtbar: „Louis XV, König von Frankreich, erhaben, siegreich und pazifistisch, ließ dieses Bauwerk neu errichten, um den Zugang der Feinde zu den Vogesen und der Lorraine zu verhindern. Es diente weiterhin zur Verteidigung der Grenze zum Elsass und seine Mauern boten den französischen Truppen hervorragenden Schutz. Im Jahr 1754". Von 1846 bis 1852 wurde die Zitadelle durch den Bau einer Festungsmauer zusätzlich geschützt und erhielt durch das Fort St. Sébastien weiteren Schutz im Norden.


Während dem Krieg 1870 wurde Bitche von deutschen Truppen belagert und die Zitadelle und später auch die Stadt wurden heftig bombardiert. Sechs lange Monate kann die Garnison von Bitche den Bereich erfolgreich verteidigen, bevor am 27. März 1871 die Tore der Festung bezwungen werden. Dennoch hat sich die Garnison hohe militärische Ehren erarbeitet. Auch unter deutscher Besatzung diente die Zitadelle der Beherbergung einer Garnison: Die Ringmauer wurde zerstört, die Kapelle diente für die Unterbringung der Truppen und zwei neue Kasernen wurden erbaut. Nachdem Elsass-Lothringen wieder zu Frankreich gehörte, erhält die Stadt durch Präsident Poincaré den Titel der Ehrenlegion verliehen, wodurch das während der Kriegsjahre 1870-1871 erlittene Leid anerkannt wurde.
Während des Zweiten Weltkriegs wird Bitche zum Schauplatz von Kämpfen, die insbesondere im Winter 1944 stattfinden. Die Bevölkerung sucht in dieser Zeit Zuflucht in den unterirdischen Gängen der Zitadelle. Die von den Amerikanern befreite Stadt erhält 1949 das Kriegsverdienstkreuz verliehen und erhält zudem ehrenvolle Erwähnungen durch die Armee.


Noch heute finden sich in der Zitadelle viele Zeichen, die an die Geschichte Frankreichs erinnern. Manche Gebäude der zentralen Hochebene haben wie durch ein Wunder die zahlreichen Bombardierungen überstanden und somit die Legende von der Unverwundbarkeit der Festung am Leben erhalten. Auch die Kapelle kann heute noch besichtigt werden, das einzige Bauwerk des Schlosses, das von Vauban errichtet wurde: die alte Bäckerei und das Waffenlager. Im Rahmen einer Besichtigung können insbesondere die beiden Bastionen besucht werden, die seitlich der Zitadelle errichtet wurden und die gesamte südliche Länge der Kurtine schützen. Weiterhin zu sehen sind die Mauern des Großen Kopfes und des Kleinen Kopfes, die die kurzen Kurtinen schützen sowie das unterirdische Netzwerk der Festung, das von den von Louis XV beauftragten Ingenieuren errichtet wurde. In der Kapelle ist auf zwei Stockwerken ein Museum eingerichtet. Dort finden sich eine Waffensammlung sowie ein Modellplan der Zitadelle im 18. Jahrhundert. In der ehemaligen Bäckerei findet man eine zweite Dauerausstellung mit einem museografischen Bereich über Bitche im Zweiten Kaiserreich.

Der Besuch der Zitadelle bietet eine einzigartige Animation: Die auf dem gesamten Rundweg angebrachten Infrarotsender übertragen Audiokommentare in verschiedenen Sprachen. Effekte mit verschiedenen Gerüchen versetzen den Besucher in ein realistisches Ambiente und geben einen authentischen Eindruck über das Leben in der Zitadelle im Laufe der verschiedenen Jahrhunderte.


Zitadelle in Bitche
Tel.: +33 03 87 96 18 82
Fax: +33 03 87 06 11 78

Öffnungszeiten: Letzter Samstag im März bis erster Sonntag im November. Täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr. Immer sonntags, an Feiertagen und im Juli und August: 10 Uhr bis 18 Uhr.

Besuchszeit: 2 Stunden. Gruppen nach Vereinbarung

Anfahrt: Von Straßburg kommend (65 km) über die Autobahn A4, in Richtung Straßburg-Paris, Ausfahrt Hagenau Nord. Vor Hagenau, Ausfahrt Sarreguemines und weiter in Richtung Bitche. Von Metz kommend (110 km) Über die Autobahn A4, in Richtung Paris-Straßburg, Ausfahrt Sarreguemines und weiter in Richtung Bitche.

http://www.siegebitche.com

 

Website des Fremdenverkehrsamts von Bitche

 

 

Quizz : Forts und Zitadellen

 

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Informationen

Anschrift

Rue Bombelle 57230
Bitche
Tél. : 03 87 96 18 82Fax : 03 87 06 11 78

Wöchentliche Öffnungszeiten

D'avril à octobre Tous les jours de 10H à 17H Tous les dimanches, jours fériés et les mois de Juillet et Août : 10h-18h. Visites de groupes sur rendez-vous

Bazeilles

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Die letzte Patrone, nach einem Gemälde von Alphonse de Neuville. ©Musée de la dernière cartouche

Das Museum "Haus der letzten Patrone" ist eine der eindrucksvollsten Gedenkstätten über den Krieg von 1870-71. Das berühmte Gemälde "Die letzte Patrone" von Alphonse de Neuville ist darin ausgestellt.

Haus der letzten Patrone "Insbesondere durch die Initiative des Hauptmanns Aubert wurde das Haus schnell in den Verteidigungszustand versetzt. Daraufhin ergriff dieser mutige Offizier sein Gewehr, begab sich an eines der Fenster und bewirkte mit seiner hervorragenden Geschicklichkeit einen Wetteifer unter seinen Soldaten, der alles andere als gemäßigt war. Aber trotz der erheblichen Verluste, die der Feind erlitt, rückte dieser immer näher.

 

Da ich erkannte, dass unser Haus bald umzingelt sein würde und ich völlig gehunfähig war, forderte ich die übrigen in unserer Stellung befindlichen Offiziere auf, sich zu den Hauptkräften der Division zurückzuziehen und mich mit einigen Soldaten hier zu lassen. Aber keiner von ihnen war dazu bereit, sondern sie erklärten alle, dass sie sich mit mir bis zum Ende verteidigen wollten. Nach zwei Stunden waren wir völlig vom 15. bayrischen Regiment umzingelt.

 

Schon bald befand sich unser Haus in einem desolaten Zustand. Die Türen und Fenster waren gähnende Öffnungen, das Dach zur Hälfte von einem Geschoss zerstört, wobei vier oder fünf Soldaten verletzt wurden. Dennoch ging der Kampf unverdrossen weiter und endete erst, als uns die Munition ausging". Major Lamberts "Rapport sur la bataille de Bazeilles" ("Bericht über die Schlacht von Bazeilles") in Ch. Habeneck "Les régiments martyrs" (Die Märtyrer-Regimenter), Paris, Pagnerre, 1871.

Das Museum der letzten Patrone ist eine der eindrucksvollsten Gedenkstätten über den Krieg von 1870-71. Es erinnert an die Kämpfe, bei denen sich die Brigaden der blauen Division der Marinetruppen unter General de Vassoigne zwei Tage lang den bayrischen Soldaten unter dem Befehl des Generals von der Tann gegenüberstanden. Die Schlacht begann wirklich am 31. August gegen Mittag, als die 2. Brigade des Generals Martin de Pallières den Befehl erhielt, den in die Hände des Feindes gefallenen strategischen Ort Bazeilles zurückzuerobern. Nach einem Tag verbissener Kämpfe wurde der Ort mit der Unterstützung der um 16 Uhr zur Verstärkung eingetroffenen 1. Brigade des Generals Reboul bei Einbruch der Nacht vollständig zurückerobert. Aber in der Frühe des 1. Septembers griffen die Truppen des Generals von der Tann Bazeilles erneut an. Trotz der zahlreichen Sturmangriffe der Marinedivision, mit denen der Feind mehrere Male zurückgeworfen werden konnte, sah sich diese angesichts der Anzahl und der Feuerkraft der bayrischen Truppen am Ende des Vormittags gezwungen, sich nach Sedan zurückzuziehen. In diesem Rahmen ereignete sich auch die Episode des Hauses der letzten Patrone.

 

In dem seit dem Vortag durch den Beschuss der feindlichen Artillerie völlig zerstörten, brennenden Ort hatten sich ca. 30 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der französischen Marineinfanterie, unter ihnen der Major Lambert, in das Haus der Familie Bourgerie, - eine bescheidene Herberge mit zwei Obergeschossen und letztes Gebäude des Orts Bazeilles auf der Straße nach Sedan zurückgezogen und verteidigten sich darin nahezu vier Stunden lang verbissen gegen die bayrischen Truppen. Schließlich war das Haus umzingelt und die Munition ausgegangen. Der Hauptmann Aubert verschoss Mitte des Nachmittags seine letzte Patrone aus dem Fenster des großen Schlafzimmers im ersten Obergeschoss. Daraufhin wurde ein weißes Taschentuch an ein Gewehr geknüpft und die kapitulierenden Marineinfanteristen - an ihrer Spitze der an einem Fuß verletzte Major Lambert - verließen das Haus. Die Marinedivision verzeichnete bei dieser viele Stunden lang dauernden Schlacht 2.700 Gefallene, darunter ca. 100 Offiziere.
Die Verluste bei den bayrischen Truppen waren zweimal so hoch. Vom Tag nach der Schlacht an nahmen diese grausam Rache der Bevölkerung von Bazeilles vor, von der ein Teil Seite an Seite mit den Marinetruppen gekämpft hatte. Der Ort wurde in Brand gesteckt, verschiedene Einwohner erschossen, lebendig verbrannt oder gefangen genommen und deportiert. Insgesamt wurden ca. 40 zivile Kriegsopfer im Ort verzeichnet. Aufgrund dieses heldenhaften Widerstands wurde Bazeilles 1900 mit der Ehrenlegion ausgezeichnet. Diese ist auch heute noch neben dem Anker der Marinetruppen und Flammen auf dem Ortswappen zu sehen. Damit wurde der Ort nach der Niederlage zu einem Symbol und damit eine bedeutende und vielbesuchte Gedenkstätte. So wurde am 19. März 1875 im "Courrier des Ardennes" ein Artikel veröffentlicht, im dem die das zukünftige Museums von Bazeilles wie folgt beschrieben wurde : "Herr Bourgerie und sein Sohn sowie andere Personen sammelten zahlreiche Gegenstände in ihrem Haus, das heute ein richtiggehendes Museum von großem Interesse darstellt". Die Sammlung wurde in einem der Räume im Erdgeschoss ausgestellt. Im Mai desselben Jahres wurde das zerstörte Haus der letzten Patrone auch vom General Vassoigne besichtigt und im November ein erstes Denkmal gegenüber der Kirche aufgestellt. Aber die erste bedeutende Veranstaltung fand am 31. August 1895, d.h. 25 Jahre nach dem Ereignis in Anwesenheit des ehemaligen Majors Lambert, der seitdem zum General befördert wurde.

 

1899 veranstaltete Arthur Meyer, der Herausgeber der Zeitung "Le Gaulois", eine öffentliche Subskription zur Finanzierung des Aufkaufs des Hauses, um dieses in ein "bescheidenes Museum zur Erinnerung an die dort gefallenen Helden umzubauen". Am 1. August 1909 wurde dieses an den Verband SOUVENIR FRANCAIS abgetreten. Danach dauerte es bis zum 3. September 1950, bevor hier eine erste nationale Gedenkfeier für die Kämpfe von 1870 stattfand. In demselben Jahr wurde im Vernehmen mit dem Verband SOUVENIR FRANCAIS die Pflege, Verwaltung und Lenkung des Museums von Bazeilles dem "Comité national des traditions des troupes de marine" (Nationalverband der Traditionen der Marinetruppen) anvertraut, das auch Eigentümer der Sammlungen des Museums ist. Zu dieser Verwaltung kommt auch die des Beinhauses hinzu, das von 1876 bis 1878 ca. hundert Meter vom Museum errichtet wurde und in dem die Gebeine von 3.000 deutschen und französischen Gefallenen aufbewahrt sind.

 

Das Museum der letzten Patrone, in dem ca. 2.000 Besucher pro Jahr verzeichnet werden, ist gegenwärtig geschlossen, da vom "Comité national des traditions des Troupes de Marine" seine Renovierung beschlossen wurde. Ein Teil der bereits begonnenen Arbeiten ist zur Erfüllung der neuen Sicherheitsbestimmungen erforderlich. Daneben ist eine Neugestaltung der Ausstellung selbst vorgesehen, die vom Büro Mostra Conseil vorgeschlagen wurde, um einerseits den authentischen Charakter des Gebäudes zu erhalten und andererseits die Ausstellung durch den Einsatz neuer Technologien attraktiver zu gestalten. Im Erdgeschoss gelangt der Besucher in Zukunft in einen Empfangsraum und einen ersten Ausstellungsraum "Salle Lambert" mit Ausstellungsstücken über den Krieg 1870-71 und die Rolle der Marinetruppen in diesem Konflikt. Im ersten Obergeschoss ist im Raum "Salle Delay" die Schlacht von Sedan dargestellt. Die bedeutendsten Ausstellungsstücke des Museums befinden sich jedoch in den Räumen "Salle Aubert" und "Salle Lambert". Im ersteren wird die Schlacht von Bazeilles dokumentiert, während das "Zimmer des letzten Gefechts" der Erinnerung an den Kampf bis zur letzten Patrone gewidmet ist. Hier kann der Besucher auch das berühmte Gemälde "Die letzte Patrone" sehen, das von Alphonse de Neuville 1873 angefertigt wurde. Im Anschluss daran soll das Museum der Marinetruppen in den der von der Verwaltungsgemeinschaft des Sedaner Gebiets in Sedan geplanten "Pôle de Mémoire" (Gedenkstätten-Pool) integriert werden, in dem die wichtigsten Erinnerungsstätten der Region zusammengefasst werden sollen.
Man hat auch an den Besuch von Behinderten gedacht und das Problem zum Teil durch den Bau von behindertengerechten sanitären Anlagen gelöst. Allerdings können Rollstuhlfahrer nicht in die erste Etage gelangen. Zu diesem Zweck hätte man das Haus abreißen und um eine behindertengerechte Treppe herum neu bauen müssen.
 

 

Nota (1) - Diese aus vier Infanterieregimentern (1, 2, 3 und 4) und dem 1. Regiment der Marineartillerie gebildete Division hatte man ursprünglich zusammengestellt, um ein Täuschungsmanöver in der Ostsee durchzuführen. Die Niederlagen im Elsass und in Lothringen bei den ersten Kämpfen zwingen das französische Oberkommando dazu, die verfügbaren Truppen im Feld von Chalons sur Marne zusammen zu ziehen, um die Streitkräfte im Osten (Bazaine) zu unterstützen, die in Metz eingeschlossen sind. Unter der Bezeichnung "Blaue Division" wegen der Farbe ihrer Uniformen ist sie Teil des XII. Armeekorps (General Lebrun), dessen 3. Division sie bildet (die beiden anderen wurden in aller Eile aus Truppen aus Depots, jungen Freiwilligen oder wieder Eingezogenen zusammengestellt und waren infolgedessen keine soliden Einheiten). Sie besteht zur Hauptsache aus Freiwilligen, durch raue Feldzüge erfahrene, kampferprobte Soldaten. Die einfachen Soldaten haben sich ihre Lorbeeren im Feuer verdient, und die Vorgesetzten sind mit einer soliden Erfahrung im Kampf ausgestattet. Die Zivilbevölkerung weiß das und bereitet ihnen überall einen herzlichen Empfang.

 


Das Haus der letzten Patrone

12 rue Dernière Cartouche - 08140 Bazeilles

Tel : 03 24 27 15 86

 

http://musees-de-france-champagne-ardenne.culture.fr/musee_bazeilles.html

 

 

Ort einer heldenhaften Episode des Krieges von 1870, in der sich die Marinedivision mit der Bezeichnung "Blaue Division" ausgezeichnet hat.

Das vollständig renovierte Museum zeigt die Geschichte der Kämpfe vom 31. August und 1. September 1870 mit Bildern, Waffen und Uniformen der Zeit.

Das Museum ist montags und dienstags geschlossen. Betriebsferien jährlich vom 20. Dezember bis zum 15. Januar. Geöffnet vom 15. Juni bis zum 30.

September von 10 bis 12 Uhr und von 13:30 bis 18 Uhr; vom 1. Oktober bis zum 14. Juni von 10 bis 12 Uhr und von 13:30 bis 17 Uhr.

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Informationen

Anschrift

12 rue Dernière Cartouche 8140
Bazeilles
03 24 27 15 86

Gebühr

Adultes : 3 € Enfants : 1,50 € Militaires et anciens combattants : 1,50 € Groupes adultes: 1,50 € Groupes enfants: 0,50 €Adultes : 3 € Enfants : 1,50 € Militaires et anciens combattants : 1,50 € Groupes adultes: 1,50 € Groupes enfants: 0,50 €

Wöchentliche Öffnungszeiten

Du 15 juin au 15 septembre : 10h-12h et 13h30-18h Du 15 septembre au 15 juin : 13h30-17h

Fermetures annuelles

Fermé le lundi et le mardi. Fermeture annuelle du 15 décembre au 5 janvier

Unterricht über Verteidigung (n° 260)

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Henry Dunant

1828-1910

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Henry Dunant. Öffentliches Eigentum

1859 wird ein junger Schweizer namens Henry Dunant auf dem Schlachtfeld von Solferino in Italien mit den Schrecken des Krieges konfrontiert. Daraufhin entscheidet er sich zur Gründung einer internationalen Organisation, mit dem Ziel, den Kriegsverletzten zu helfen. 

Dies war die Gründung des Roten Kreuzes.

 

Der am 8. Mai 1828 in Genf geborene Henry Dumant entstammt einer sehr frommen kalvinistisch geprägten Familie, die eine tiefe Nächstenliebe pflegt. Er gibt seinen höheren Bildungsweg auf und beginnt eine Ausbildung in einer Bank in Genf. Er engagiert sich im sozialen Bereich und verbringt viel Zeit mit dem Besuch von Gefangenen und der Unterstützung der Armen.

 

1853 führt ihn sein Weg nach Algerien, wo er die Leitung über eine schweizerische Kolonie in Sétif übernimmt. Seine Pläne sehen den Bau einer Weizenmühle vor, jedoch erhält er nicht die notwendige Landkonzession, eine unabdingbare Voraussetzung für den Bau. Er macht sich auf den Weg nach Paris, um dort Napoleon III zu treffen.  Dieser ist jedoch Kommandant der französisch-sardischen Truppen, die in Norditalien gegen die Österreicher kämpfen. Dunant begibt sich an den Schauplatz, um den Herrscher zu treffen. Am 24. Juni 1859, Tag der Schlacht, trifft er in Castiglione, Lombardei, ein, einer kleinen Stadt in der Nähe der Kampfhandlungen. Am nächsten Morgen kommt er auf das Schlachtfeld von Solferino. "Derjenige, welcher diesen ausgedehnten Schauplatz des Kampfes vom vorigen Tage durchwanderte, traf auf jedem Schritte und inmitten einer Verwirrung ohne Gleichen unaussprechliche Verzweiflung und Elend in allen Gestalten". Angesichts von so viel Leid beginnt Dunant mit der Organisation von Rettungsmaßnahmen und setzt durch, dass auch die österreichischen Gefangenen dieselbe medizinische Versorgung erhalten wie die anderen Soldaten. Er erreicht weiterhin, dass die unter den österreichischen Gefangenen befindlichen Mediziner bei der Versorgung der Verletzten helfen dürfen.

 

Nach seiner Rückkehr nach Genf verfasst er sein Werk Un souvenir de Solferino (Eine Erinnerung an Solferino), in dem er über seine Eindrücke auf dem Schlachtfeld berichtet und seine Ideen vorstellt, wie die Versorgung der Verletzten verbessert werden kann. "Wäre es nicht möglich, in einer friedlichen und ruhigen Epoche, Hilfsgesellschaften zu gründen, deren Zweck es ist, die Verwundeten in Kriegszeiten zu pflegen oder pflegen zu lassen?"

 

Am 17. Februar 1863 gründet Dunant ein internationales und ständiges Komitee für die Pflege von verwundeten Soldaten. 1875 wird das Komitee umbenannt und wird zum Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Am 26. Oktober 1863 nehmen rund 15 Länder an der Internationalen Konferenz in Genf teil, die als tatsächlicher Gründungsakt des Roten Kreuzes gilt. Unterstützt durch Napoleon III bereitet das Komitee, bei dem Dunant Mitglied und Sekretär ist, die Genfer Konvention vor, die 1864 von 15 Ländern unterzeichnet wird.

 

Dunant, nunmehr geschätzt und gefeiert, wird von zahlreichen Staatschefs empfangen. Seine Geschäfte gehen allerdings immer schlechter und er bekommt große finanzielle Probleme. 1867 meldet er Konkurs an. Finanziell ruiniert und verschuldet, ist er gezwungen, von seinem Posten beim Internationalen Komitee zurückzutreten. In Paris lebt er in Armut und muss sogar auf öffentlichen Bänken schlafen. Dennoch bestellt ihn Kaiserin Eugénie in den Tuilerienpalast ein und bittet ihn um seinen Rat hinsichtlich der Erweiterung der Genfer Konvention auf die Kriegsschauplätze auf dem Meer. Dunant wird zum Ehrenmitglied der nationalen Gesellschaften des Roten Kreuzes in Österreich, den Niederlanden, Schweden, Preußen und Spanien ernannt.

 

Während des französisch-preußischen Krieges im Jahr 1870 besucht er die nach Paris gebrachten Verwundeten und führt die Erkennungsplakette ein, anhand derer die Toten später identifiziert werden konnten.

 

Nachdem der Frieden wieder eingekehrt war, begibt sich Dunant nach London, wo er sich dafür engagiert, eine diplomatische Konferenz zu organisieren, um über das Los der Kriegsgefangenen zu entscheiden. Während er vom Zar unterstützt wird, zeigt sich England dem Projekt gegenüber eher abhaltend. Am 1. Februar 1875 findet dank seiner Initiative in London ein internationaler Kongress zur "vollständigen und endgültigen Aufhebung des Sklavenhandels" statt.

 

Es folgen Jahre des Umherirrens und der Armut: Dunant reist zu Fuß ins Elsass, nach Deutschland und nach Italien. Er lebt von den Almosen und der Gastfreundschaft von Freunden. Schlussendlich landet er 1887 in einem kleinen Schweizer Städtchen am Bodensee: Heiden.

 

In seinem kranken Zustand findet er Zuflucht in einem Krankenhaus, wo ihn 1895 ein Journalist entdeckt, der einen Artikel über ihn schreibt, der nur wenige Tage später die Runde durch die gesamte Presse Europas macht. Plötzlich ist Dunant wieder geschätzt und gefeiert. 1901 wird ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Er stirbt am 30. Oktober 1910.

 

Source :

In Les Chemins de la Mémoire, 196/Juli - August 2009 

Adolphe Thiers

1797-1877

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Porträt von Adolphe Thiers. Quelle: SHD Landstreitkräfte

 

Adolphe Thiers ist zugleich Historiker und Staatsmann und ein Sinnbild für die junge Dritte Republik, er ist "der Henker der Kommune" und der Gründer der Republik. Marie-Louis-Joseph-Adolphe Thiers wird in einer bürgerlichen Familie in Marseille geboren. Der junge Adolphe, der wegen des aufwendigen Lebensstils seines Vaters mittellos ist, macht als Stipendiat eine brillante schulische Karriere. Nach dem Jurastudium in Aix-en-Provence geht er 1821 nach Paris, verkehrt in liberalen Kreisen und beginnt eine Karriere als Journalist bei der Zeitung Le Constitutionnel, bevor am 3. Januar 1830 die Zeitung Le National zusammen mit Auguste Mignet und Armand Carrel gründet und in seinen Artikeln die Königswürde von Charles X. angreift. Seit 1824 schreibt er mit seinem Freund Auguste Mignet an einer Geschichte der Revolution von 1789. Danach widmet sich Thiers Napoleon und liefert als erster einen vollständigen, wenn auch parteiischen Bericht über dessen Rolle in der Geschichte des Konsulats und des Kaiserreichs, der von 1845 bis 1862 veröffentlicht wird. Er war es im Übrigen, der 1836 und 1840 die Heimkehr der Asche von Napoleon vorgeschlagen hat. Dank seiner Arbeiten wird er im Dezember 1834 in die Académie française aufgenommen. Politisch ist Thiers ein "Liberaler", ein Mann des Fortschritts, Anhänger des Prinzips der nationalen Souveränität, die sich in freien Wahlen und in Vertretern ausdrückt, die die Exekutive kontrollieren.

Er spielt eine aktive Rolle in der Julirevolution und organisiert den Widerstand der Journalisten, die von den "Vier Verordnungen" (Texte, nach denen der Presse der "Maulkorb" angelegt werden soll) bedroht sind. Dies geht soweit, dass er die Machtübernahme von Louis-Philippe unterstützt. Dieser beruft ihn in die Regierung, zunächst als Unterstaatssekretär für Finanzen, dann als Innenminister und schließlich als Minister für Landwirtschaft und Handel. Er befindet sich nun in dauernder Opposition zu den Legitimisten, Republikanern und Bonapartisten. Während der Zweiten Republik (1848-1851) geht Thiers Kompromisse mit einem Regime ein, das er später als "enttäuschend" bezeichnet, weil es ihm zu konservativ erscheint. Thiers lehnt die sozialistischen Thesen von Proudhon ab und schreibt dazu einen kleinen Artikel in der Presse über das Eigentum. Er unterstützt das Gesetz Falloux und die Expedition gegen Rom. Er unterstützt sogar den Kandidaten Louis-Napoléon Bonaparte bei den Präsidentschaftswahlen, stellt sich aber gegen den Staatsstreich vom 2. Dezember 1851, weshalb er nach England, Italien und schließlich in die Schweiz ins Exil gehen muss. Thiers tritt so in den ersten Jahren der Regierung Napoleons III. von der politischen Bühne ab. In der linken Opposition während des liberalen Kaiserreichs (1860-1870) wird er wieder politisch aktiv. "Thiers, wegen seiner Vergangenheit in den Jahren 1830 - 48 noch als "Orleanist" abgestempelt, ist jetzt tatsächlich der Führer einer Handvoll von Royalisten, die dem Liberalismus treu geblieben sind." (M. Aguhlon). Er ist mit der Krim - Expedition einverstanden, bleibt aber sehr kritisch gegenüber der Außenpolitik von Napoleon III., die er als zu liberal empfindet und wenig geeignet für die italienische Halbinsel und Deutschland; er verlangt später, dass die Intervention in Mexiko beendet wird.

Als das Zweite Kaiserreich zu Ende geht, ist Thiers, der bei den letzten Wahlen des Kaiserreichs 1869 gewählt wurde, Mitglied der Regierung der Nationalen Verteidigung, die er schließlich leitet, nachdem er seit dem 10. September 1870 aktiv an der Vorbereitung des Friedens mitgearbeitet hat: Außenminister Jules Favre bittet ihn im Namen der Regierung, auf die Mäßigung der offensiven Politik der europäischen Mächte hinzuwirken, vor allem den Ehrgeiz Bismarcks zu zügeln, und von 1873 bis 1875 macht Thiers eine lange Rundreise durch alle europäischen Hauptstädte. Nachdem am 28. Januar 1871 der Waffenstillstand geschlossen ist, wird Thiers bei den Wahlen vom 8. Februar 1871 an die Spitze der neuen Regierung gewählt. Als Chef der Exekutive bereitet er im Frühjahr 1871 der Bewegung der Kommunarden ein blutiges Ende; er ist der "Henker der Kommune". Thiers führt die Niederschlagung des Pariser Aufstandes, der Bewegung der "Fédérés" genannten Kommunarden, mit Hilfe der Armee der "Versaillais" aus, während die Regierung ihren Sitz in Versailles hat. Die aus 63500 Mann bestehende Armee, verstärkt durch die 130000 entlassenen französischen Kriegsgefangenen, mit Unterstützung von Bismarck, erobert Paris und die umliegenden Gemeinden zwischen März und Juni 1871 zurück. Bei den Kämpfen sterben etwa dreißigtausend Menschen in den Reihen der Fédérés. Vier Sondergerichte urteilen bis 1874 über die "Kommunarden": 13804 Menschen werden verurteilt, davon viele zur Haft in den Strafkolonien von Französisch Guyana oder Neukaledonien. Erst im Juli 1880 wird eine Amnestie erlassen. Am 24. Mai 1873 erreicht die parlamentarische Rechte, die Thiers an die Macht gebracht hat und die mit der republikanischen Orientierung, die er der Regierung gegeben hat, nicht einverstanden ist, seine Absetzung und ersetzt ihn durch Mac Mahon. Adolphe Thiers stirbt am 3. September 1877. Ein Trauerzug mit 384 Kränzen, unter Beteiligung von Gambetta und Hugo, gibt der letzten Reise dieses Staatsmannes mit den vielen Facetten trotz der Weigerung seiner Familie, ein Staatsbegräbnis durchzuführen, eine nationale Dimension.

 

Quellen: AGUHLON (Maurice), "Adolphe Thiers", in: Célébrations nationales (Nationale Feierlichkeiten) 1997, Paris, Direktion der Archive Frankreichs. MOURRE (Michel), Dictionnaire encyclopédique d'histoire, Paris, Bordas, 1996 (1978).

Léon Gambetta

1838-1882

Aktie :

Porträt von Léon Gambetta. Quellen: SHD

Léon Gambetta wurde am 2. April 1838 in Cahors, der Wahlheimat seiner Eltern, als Sohn des Genuesers Joseph und der Marie Madeleine Orasie Massabie, Tochter eines Apothekers aus Molières, einer Stadt im Tarn-et-Garonne, geboren. Schon in sehr jungen Jahren fällt Léon durch seine Intelligenz und sein außergewöhnliches Gedächtnis auf. Er ist Schüler der kirchlichen Internatsschule von Montfaucon, bevor er das Gymnasium von Cahors besucht. Im jährlichen Leistungswettbewerb erhält er den Preis für den besten französischen Aufsatz und macht dann 1856 mit 17 Jahren das Abitur im philosophischen Zweig. Zum großen Missfallen seines Vaters, der ihn gern als Nachfolger in seinem Geschäft gesehen hätte, reist der junge begabte Redner im Januar 1857 nach Paris und schreibt sich an der Hochschule für Rechtswissenschaften ein, um die Laufbahn eines Rechtsanwalts einzuschlagen. Am 29. Oktober 1859 beantragt er die französische Staatsbürgerschaft und erhält sie. Er besteht das juristische Staatsexamen am 19. Januar des folgenden Jahres und wird am 8. Juni 1861 vereidigt. Seine ersten Plädoyers bringen ihn mit den oppositionellen parlamentarischen Gruppen der "Linken" (die Republikaner) in Verbindung. Die Subskriptionsaffäre Baudin (1851) macht ihn 1868 bekannt. Dieses Verfahren wird von der kaiserlichen Regierung gegen die Zeitungen geführt, die sich für die Subskription zur Errichtung eines Denkmals einsetzen, mit dem an den Abgeordneten erinnert werden soll, der am 3. Dezember auf den Barrikaden des Faubourg Saint-Antoine an der Seite des Volkes von Paris im Kampf getötet worden war.

Der junge Anwalt hält bei dieser Gelegenheit eine Anklagerede gegen das Regime von Louis Napoleon Bonaparte. Im Januar 1870 wendet er sich als Abgeordneter des Wahlkreises von Marseille gegen die Regierung von Emile Ollivier, dessen Annäherung an Napoleon III. von den Republikanern als Verrat empfunden wird. Gambetta ruft jedoch zur nationalen Einheit auf und stimmt am Vorabend des Krieges für die Militärkredite. In der Nacht vom 3. auf den 4. September verkündet Léon Gambetta, nachdem er vergeblich versucht hatte, den Aufstand zu beruhigen, der nach der Ankündigung der Kapitulation von Sedan ausgebrochen war, das Ende des Kaiserreichs in dem von der Volksmenge erfüllten Palais Bourbon. Im Rathaus ist er zugegen, als die Regierung der nationalen Verteidigung ausgerufen wird, der er an der Seite von Jules Simon und Ernest Picard angehört. Er erklärt sich auf eigene Faust zum Innenminister und befiehlt die Absetzung der Präfekten des Empire. Zur gleichen Zeit organisiert er die Verteidigung der Hauptstadt. Am 7. September erscheint Léon Gambetta in dem belagerten Paris als Schicksalsfigur. Angesichts einer Regierung, die in dieser Situation überfordert ist, baut er die nationale Verteidigung in der Provinz auf. Gambetta ist jetzt die Verkörperung des Widerstands gegen die preußische Besatzung. Er fliegt im Ballon zu der Delegation in Tours, über Montdidier, Amiens und Rouen, fügt seinem Portefeuille das Kriegsministerium hinzu, stellt neue Armeen auf, überwacht die Betreuung und Versorgung der Truppen, gründet Fabriken, ist immer unterwegs, gibt Anweisungen und hält Reden, in denen er dazu auffordert, "den Krieg bis zur Vernichtung fortzusetzen". Zur gleichen Zeit wird die Hauptstadt von den kaiserlichen Truppen belagert: die Stadt wird bombardiert, die Bevölkerung hungert. Adolphe Thiers schickt schließlich (am 22. Januar 1871) Außenminister Jules Favre zu Bismarck, um einen Waffenstillstand auszuhandeln. Gambetta wird von der politischen Szene und den Verhandlungen ausgeschlossen, da er in Bordeaux ein Dekret unterzeichnet hat, in dem die Mitglieder der Nationalversammlungen des Empire für unwählbar erklärt werden. Er tritt am 6. Februar zurück.

Gambetta wird bei den allgemeinen Wahlen vom 8. Februar 1871 auf neun Listen gewählt: im Osten, in Paris, in Marseille, in Algerien. Er entscheidet sich für den Bezirk Bas-Rhin. Er stimmt gegen den Frieden und betont seinen Willen, die verlorenen Provinzen zurück zu gewinnen. Nachdem er seinen Abgeordnetensitz am 2. Juli verloren hat, kehrt er von seinem Ruhesitz in San Sebastian zurück und beteiligt sich am Wahlkampf in den Departements Bouches-du-Rhône und Seine. Als Abgeordneter des Departements Seine bildet Gambetta eine parlamentarische Partei der extremen Linken, die "Republikanische Union", gründet eine Zeitung, La République française, hält viele Ansprachen in der Provinz, in denen er die konservative Politik der Nationalversammlung angreift und vertritt einen militanten Antiklerikalismus. In dem Tumult der wiedererstandenen republikanischen Herrschaft nimmt er an den Debatten teil, aus denen die verfassungsmäßigen Gesetze hervorgehen und trägt dazu bei, dass für den Änderungsantrag Wallon vom 28. Januar 1875 gestimmt wird. Léon Gambetta setzt sich während des Wahlkampfs für die Wahl vom Januar und Februar 1876 für das neue Regime ein. In Bordeaux (13. Februar) formuliert er die notwendigen Reformen: Trennung von Kirche und Staat, Schaffung einer Einkommensteuer, Wiederherstellung der Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, eine Maßnahme, die er allerdings auf einen "geeigneten" Moment verschiebt, da er fürchtet, die ländlichen Wähler, die demografisch größte Gruppe, vor den Kopf zu stoßen. Die Wahl vom 20. Februar bestätigt seine Arbeit. Gambetta wird in mehreren Wahlkreisen gewählt und entscheidet sich für Belleville. Marschall Mac-Mahon beruft ihn allerdings nicht in sein Ministerium. Er zieht Persönlichkeiten vor, die weiter "rechts" stehen. Gambetta nutzt die Krise, die sich aus der Bildung des Broglie - Ministeriums ergeben hat, um die republikanischen Stimmen zu vereinigen und die Auflösung der Kammer zu erreichen - dies bleibt sein einziger Sieg in seinen vergeblichen Bemühungen, die Linksparteien zu vereinigen.

Als erstklassiger Taktiker und Redner nutzt Gambetta den Wahlkampf des Sommers und geht so weit, in seiner Rede in Lille (15. August) an die Adresse des Präsidenten der Republik den Satz zu richten, "sich unterordnen oder abtreten", der ihm eine Strafe von drei Monaten Gefängnis einbringt, die er allerdings nie antritt. Er ist zum "republikanischen Heiligen" geworden, zieht es allerdings am 3. September vor, Jules Grévy als Staatschef einzusetzen und selbst in zweiter Linie zu bleiben. Eine politische Krise folgt auf die andere; Gambetta stellt sich vehement gegen Marschall Mac-Mahon. Er erreicht schließlich seine Absetzung, da er sich geweigert hat, das Dekret zur Beurlaubung der zehn Generäle des Armeekorps (20. Januar 1879) zu unterzeichnen. Gambetta weigert sich von neuem, an die Spitze der Regierung zu treten, macht Jules Grévy zum Nachfolger von Mac-Mahon und begnügt sich mit der Präsidentschaft der Kammer (am 31. Januar 1879). Gambetta, der in den Augen von Präsident Grévy kein politisches Hindernis mehr darstellt, entledigt sich elegant einer symbolischen Funktion und übernimmt am 10. November 1881 die Präsidentschaft des Rates. Er glaubt, Frankreich nun endlich zu einem stabilen und friedlichen Land machen zu können, das um die republikanische Idee vereint ist. Der neue Staatschef versucht, ein großes Ministerium zu schaffen, in dem alle großen Figuren der "Linken" vereinigt sind. Jules Ferry, Léon Say, Henri Brisson, Charles de Freycinet, die Führer von politischen Bewegungen lehnen das Angebot ab. Kaum ist seine Regierung gebildet (am14. Januar 1882), wird sie bereits nach 74 Tagen wegen eines Gesetzesvorschlags über die Form der Ernennung der Senatoren und der Wahl der Vertreter der Kammer gestürzt. Freycinet ist sein Nachfolger, umgeben von denjenigen, die ihm ihre Zustimmung verweigert hatten.

Léon Gambetta zieht sich nun aus dem politischen Leben zurück. Er zieht in die Gegend von Nizza und nimmt nicht mehr an den Debatten teil, außer am 18. Juli 1882, als er fordert, die Präsenz Frankreichs in Ägypten fortzusetzen. Während seines zurückgezogenen Lebens in Jardies (Ville-d'Avray) an der Seite von Léonie wird Léon Gambetta Opfer eines Unfalls mit einer Schusswaffe, der ihn den ganzen Monat November ans Bett fesselt. Diese Inaktivität besiegelt sein Schicksal. Er stirbt an den Folgen einer Darminfektion und einer nicht operierten Blinddarmentzündung am 31. Dezember 1882. Die Persönlichkeit Léon Gambetta, der republikanische Held und Gründungsvater der 3. Republik, ist nicht zu umgehen, wenn man "verstehen will, dass ein anfänglich modernes und volksnahes Regime, das Napoleons III., durch eine Republik ersetzt wurde, die diesen selben Verdiensten einen tiefen Liberalismus hinzufügte" (M. Aghulon). Sein Staatsbegräbnis findet am 6. Januar 1883 statt. In ganz Frankreich werden ihm Denkmäler gesetzt: in Bordeaux (am 25. April 1905), in Nizza (am 25. April 1909), usw. Das Denkmal im Garten der Tuilerien verschwindet während der deutschen Besetzung.

François Chabaud-Latour

1804-1885

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Portrait von General François de Chabaud-Latour (1804-1885). Quelle: Société d'histoire du protestantisme français

 

François, Ernest Chabaud-Latour wird am 25. Januar 1804 in Nimes als Sohn von Antoine Georges François (15. März 1769 – 19. Juli 1832) und Julie Verdier de la Coste geboren.

1820 beendet er als siebtbester seines Jahrgangs die Polytechnische Hochschule und entscheidet sich für eine Laufbahn bei den Pionieren. 1829 kämpft er für kurze Zeit an der Seite der russischen Armee an den Standorten an der Donau, bevor er nach Paris abberufen wird, um seinen Dienst im Ministerium von Polignac anzutreten.

1830 nimmt er als Freiwilliger an der Expedition nach Algier teil und wird für seinen Einsatz nach der Bombardierung der Festung Fort-1'Empereur und der Besetzung von Blida für seinen Einsatz ausgezeichnet.

Unter der Befehlsgewalt des Herzogs von Orléans wird er zum Offizier ernannt und behält diese Position bis zum Tod des Prinzen im Jahr 1842 bei. Er ist aktiv beteiligt am Feldzug in Belgien und beim Sturm auf Antwerpen. Chabaud-Latour tritt während der Feldzüge in Algerien (1837, 1839, 1840) die direkte Nachfolge des Herzogs von Orléans an und ist auch an den Einsätzen in Sig, Habra, Mascara beteiligt. Im Jahr 1839 erhält er für seinen Einsatz beim Kampf um Portes de Fer das Verdienstkreuz für Offiziere der Fremdenlegion. Weiterhin ist er 1840 bei den Kämpfen in Médéah, El-Affroun sowie auf dem Hügel und den Olivenhainen von Mouzaïa beteiligt.

Während sich 1840 viele Fragen rund um die notwendigen Befestigungsanlagen in Paris stellten, ist er einer der Befürworter einer umfassenden Befestigungsanlage, bestehend aus aneinander gereihten Festungen, die die Bevölkerung vor einer Belagerung schützen sollten.

Als Abgeordneter des Departements Gard (von 1837 bis 1848, zuständig für das Ministerium Guizot) war es ihm möglich, seinem Projekt im Parlament entsprechenden Nachdruck zu verleihen.

Als Leiter der Pioniertruppen kümmert er sich persönlich um den östlichen Teil der Ringmauer von Paris und überwacht die Bauarbeiten bis ins Jahr 1846.

1842 wird er zum Oberstleutnant befördert und arbeitet bis zum Tod des Herzogs von Orléans als Assistent des Grafen von Paris. Als Leutnant übernimmt er 1846 die Befehlsgewalt über das 3. Pionierregiment in Arras. Im Februar 1848 bleibt er Orléans weiterhin treu verbunden. Diese Verbundenheit geht so weit, dass er nach Abdankung des Königs sogar seine eigene Entlassung zur Disposition stellt. Nach wenigen Wochen wird er jedoch zur Pionierleitung in Amiens bestellt, wo er dann nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 seine Funktionen in Grenoble wieder aufnimmt.

1852 dient er als leitender Kommandant der Pioniere in Algerien und verbringt in dieser Kolonie fünf Jahre. Während dieser Zeit nimmt er an verschiedenen Expeditionen teil, wie z. B. nach Babors im Jahr 1853, nach Beni-Iuya im Jahr 1854, 1855 nach Guetchoula und 1857 nach Grande-Kabylie. Er kümmert sich um den Bau von Dämmen an Flüssen und die Errichtung neuer Dörfer und Städte.

Brigadegeneral Chabaud-Latour wird am 30. April 1853 in Folge der Feldzüge von 1857 und 1858 zum Divisionsgeneral befördert. Am selben Tag kehrt er auf Wunsch des Komitees für Befestigungsanlagen nach Paris zurück, um die allgemeinen Befestigungsanlagen, die Pionierregimente, die Polytechnische Hochschule sowie das beratende Komitee für Algerien zu besuchen und zu beraten. Während des Krieges mit Italien ist er Befehlshaber des Pionierkorps, das sich an der Ostgrenze auf Beobachtungsposten befindet. Nach seinen Einsätzen als großer Militärführer der Ehrenlegion im Jahr 1861 und Präsident des Komitees für Befestigungsanlagen im Jahr 1864 wechselt er am 25. Januar 1869 in die Führungsriege der Reservisten.

Chabaud-Latour kehrt 1870 in den aktiven Dienst zurück und wird Leiter der Pioniere und somit zuständig für die Verteidigung von Paris. Er übernimmt den Vorsitz im Komitee für Befestigungsanlagen und lässt ein befestigtes Lager errichten. Er wollte eine Bombardierung seitens des linken Flussufers der Hauptstadt verhindern, indem er direkt an die unfertigen Redouten von Châtillon und Montretout angliedern ließ.

Sein Sohn, Arthur Henri Alphonse (1839-1910), aus der Ehe mit Hélène Mathilde Périer aus Saint-Cyr, zeichnet sich in den Kämpfen der Loire-Armee aus und wird von der Ehrenlegion für seinen hervorragenden Einsatz ausgezeichnet. Lissagaray, der "Michelet der Gemeinde", schreibt über ihn: "Paris, für das Hoche, Marceau und Kléber weder zu jung noch zu gutgläubig oder zu rein waren, vereinte in sich die schlechtesten Überreste des Königreiches und des so genannten Orléanisme, Vinoy de Décembre, Ducrot, Suzanne, Leflô. Und auch solch selbstgefällige Fossile wie Chabaud-Latour, leitender Kommandant der Pioniere.“

Nach der Fertigstellung der Ringmauer wird eine weitere Ringmauer rings um Thiers als Befestigungsanlage auf einer Länge von 35 Kilometer beschlossen (der Umfang entspricht der heutigen Peripherie). Das Gesamtwerk sollte 94 Bastionen umfassen mit 17 Toren und 8 Ausfallspforten. Das solide Mauerwerk wurde aus einer 40 cm dicken Betonschicht gefertigt. Für das Pflaster im Außenbereich sowie die Profilmauern wurde Mühlsteinquarz verwendet, der wie Bausteine mithilfe von hydraulischem Mörtel aneinander gereiht wurde. Für diese Verdienste erhält er das Großkreuz der Ehrenlegion und bleibt ohne Altersbeschränkung im Amt.

 

Als Abgeordneter von Gard wird er im Februar 1871 in die Nationalversammlung gewählt. Er orientiert sich dort an der rechten Mitte und übernimmt den Vorsitz der Armeekommission. In dieser Funktion ist er verantwortlich für den Entwurf des Militärgesetzes von 1872. Weiterhin ist er Referent für den Gesetzentwurf über die rings um Paris neu zu errichtenden Befestigungsanlagen und übernimmt später auch die Funktion des Vizepräsidenten der Versammlung. Als Mitglied des Verteidigungskomitees beweist Chabaud-Latour sein Talent bei der Organisation der neuen Ostgrenze.

Als hochrangiger Staatsmann wird er 1873 als Schlichter bestellt, als Marschall Bazaine beschuldigt wird, für die Niederlage Frankreichs während des deutsch-französischen Krieges im Jahr 1870 verantwortlich zu sein.

Am 20. Juli 1874 wird er von Marschall Mac-Mahon zum Innenminister benannt. Diese Position behält er bis zum 10. März 1875 bei, verschreibt sich dann der Linie des Herzogs von Broglie, trotz heftiger Debatten um seine siebenjährige Amtszeit. Obwohl er am 30. Januar 1876 bei den Senatswahlen keinen Erfolg erzielen konnte, wird er am 10. November des Folgejahres zum Senator auf Lebenszeit ernannt.

Er stirbt am 10. Juni 1885 an den Folgen eines Treppensturzes an den Bahngleisen West, für die er als Verwalter zuständig war.

Napoléon III

1808-1873

Aktie :

Porträt von Napoleon III. Quelle : SHD

NAPOLEON III.(Paris, 20.April 1808 - Chiselhurst, 9. Januar 1873)

Dritter Sohn des holländischen Königs Louis Bonaparte, des Bruders von Napoleon I., und der Hortense de Beauharnais, Stieftochter des Kaisers. Sein Erzieher war der Sohn des Konventsmitglieds Le Bas, der in ihm die Liebe zu der revolutionären Vergangenheit weckte. 1830 reist er auf den Spuren seines Onkels nach Italien, schließt sich der Bewegung der Carbonari an und nimmt an dem Aufstand von Menotti gegen Papst Gregor XVI. in der Romagna teil. Durch den Tod des Herzogs von Reichstadt 1832 wird Louis Napoléon legitimer Erbe der Bonaparte. Mit Hilfe von Persigny versucht er am 30. Okt. 1836 ohne Erfolg, die Garnison von Straßburg aufzuwiegeln. Louis-Philippe schickt ihn nach Brasilien ins Exil, von wo er in die Vereinigten Staaten geht und sich schließlich 1837 in England ansiedelt. Hier verteidigt er seine Vorstellung von einem "demokratischen Cäsarismus" in seinem Buch "Les Idées napoléoniennes" (1839) und beschließt auf Grund der neu aufkommenden bonapartistischen Begeisterung im Zusammenhang mit der Ankündigung der Rückkehr der Asche Napoleons I. nach Frankreich, am 6. August 1840 in Boulogne einen neuen Anlauf zu unternehmen. Er wird vor dem Obersten Gerichtshof zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt und im Fort von Ham (Somme) inhaftiert. Von dort flieht er im Mai 1846 nach England. Obwohl er in Frankreich als unerwünschte Person gilt, wird Louis Napoléon im Juni 1848 in fünf Departements gewählt und zieht drei Monate später in die Nationalversammlung ein.

Obwohl er ein miserabler Redner ist, tut der ehrgeizige Abgeordnete alles, um die Konservativen für sich zu gewinnen. Er redet zu den Massen und nimmt Verbindung mit der Armee auf, die sich nach dem Empire zurück sehnt. 1848 kandidiert er für die Präsidentschaftswahlen und wird mit einer Mehrheit von fünf Millionen Stimmen vor seinen Konkurrenten gewählt. Am 2. Dezember 1851 führt er einen Staatsstreich durch, den er durch eine Volksabstimmung am 20. und 21. Dezember genehmigen lässt. Nach einer vorhergehenden Verfassungsänderung wird er Präsident der Republik für zehn Jahre. So konzentriert er alle Macht in seinen Händen. Er unternimmt nun Reisen in die französischen Provinzen, um auf die Volksabstimmung vom 21. und 22. November 1852 vorzubereiten, durch die er sich zum Kaiser der Franzosen erklären lässt. Am 2. Dezember 1852 wird er Napoleon III. Wie Napoleon I. möchte er in den Kreis der europäischen Dynastien aufgenommen werden und heiratet im folgenden Jahr, am 30. Jan. 1853, eine spanische Aristokratin, Eugenia Maria de Montijo. Von 1852 bis 1860 hat Napoleon III. die ungeteilte Macht und stützt sich auf die allgemeine Wahl, die ihm immer wieder überwältigende Mehrheiten beschert, deren Richtung aber durch den Mechanismus der "offiziellen Kandidatur" bestimmt wird. Das Regime wird von der alten orleanistischen Bourgeoisie, den Katholiken und der Geschäftswelt getragen. Das politische Leben kommt zum Stillstand, eine Beklemmung drückt schwer auf dem ganzen Land: Die Opposition der Legitimisten schweigt und befolgt die von dem Grafen von Chambord angeordnete Stimmenthaltung; die republikanische Opposition ist führerlos, die Beamten sind gezwungen, dem Kaiser den Treueeid zu leisten, die Macht der Präfekten ist praktisch unbegrenzt; die Presse ist geknebelt durch die Vorausgenehmigung, die sehr hohe Stempelsteuer und durch das System der "Warnhinweise", und der Literatur geht es ähnlich. Es ist auch die Zeit des Prunks und des großen Stils: man führt Offenbach auf, die Seebäder sind in Mode. Die großen Bauvorhaben, die Haussmann, Präfekt von 1853 bis 1869, in Paris durchführen lässt, sind Symbol des ungeahnten Aufschwungs des wirtschaftlichen Lebens in dieser Zeit. Für Frankreich beginnt das industrielle Zeitalter: große Kreditinstitute werden gegründet (der Crédit foncier und der Crédit mobilier der Brüder Pereire im Jahr 1852, der Crédit industriel et commercial 1859, usw.); das Transportwesen wird ausgebaut (3 100 km Eisenbahnlinien im Jahr 1851, 17 000 am Ende des Empire, die großen Kaufhäuser werden eröffnet (Le Bon Marché, Le Louvre, Le Printemps, La Samaritaine). Das Verhandlungstalent von Napoleon III. während des Pariser Kongresses, der den Krimkrieg beendet (1854-1856), sichert ihm ein großes internationales Prestige. Er ist an der Gründung des Königreichs Rumänien beteiligt, arbeitet aktiv an der Vereinigung Italiens mit, auf Grund derer er Nizza und Savoyen an Frankreich anschließt. Wegen seiner Italien - Politik verliert er die Unterstützung der Katholiken, die sich für die weltliche Macht des Papstes einsetzen. Das Attentat von Orsini (14. Januar 1858), das dem Kaiserreich keinen Schaden zufügt, symbolisiert die Unzufriedenheit der Konservativen und ermöglicht es dem Kaiser, seine Macht zu festigen: durch das Gesetz zur allgemeinen Sicherheit vom 19. Februar 1858 kann er ehemalige politische Gefangene ohne Urteil internieren oder deportieren lassen.

 

Napoleon III. wendet sich dann zwischen 1860 und 1870 dem aufkommenden liberalen Gedankengut zu. Das Gesetz vom 24. November 1860 räumt der Legislative das Erwiderungsrecht ein und kündigt die Rückkehr der Republikaner in die politische Debatte an. Diese fordern die Abschaffung des Gesetzes für allgemeine Sicherheit, die Wiedereinführung der Pressefreiheit und der Versammlungsfreiheit und erhalten bei den Wahlen von 1863 zweiunddreißig Sitze. Die Regierungsmacht gibt nach: der antiklerikale Universitätsprofessor Victor Duruy wird zum Erziehungsminister ernannt (1863-1869), das Streik- und Koalitionsrecht wird im April 1864 durchgesetzt, die Presse erhält ihre Autonomie im Mai 1868 zurück, usw. Napoleon III. behält sich den Bereich der Außenpolitik vor: er will ein Kaiserreich errichten. Seine Anstrengungen in dieser Richtung beginnen schließlich, die anderen Mächte und ihre Ambitionen zu stören, vor allem anlässlich der französischen Intervention in Mexiko (1861-1867), als Napoleon III., der die Freundschaft des Vatikans zurück gewinnen will, versucht, in Mittelamerika ein großes romanisches, katholisches Reich zu gründen. In der Geschichte ist das tragische Schicksal des Kaisers von Mexiko, Maximilian von Habsburg, noch lebendig, und das Gefecht von Camerone, bei dem am 30. April 1863 die 3 Offiziere und 62 Fremdenlegionäre der Kompanie von Hauptmann Danjou einen ganzen Tag lang in der Hazienda von Camerone 2000 Mexikanern widerstanden haben - dieses Datum ist übrigens zum Geburtstag der Legion geworden. Im Übrigen schließt er die Eroberung von Algerien ab, festigt die koloniale Basis in Neukaledonien und im Senegal, annektiert Obock (Rotes Meer) 1862, wird zum Verteidiger der Christen in Syrien, unterstützt den Bau des Suez - Kanals (1859-1869), interveniert in China an der Seite von England (1860) und eignet sich Cochinchina an (1863). In Europa zieht der Kaiser der Franzosen eine zweideutige Haltung vor und verfolgt damit seine Politik der Schwächung Österreichs. Nachdem er zur Gründung Italiens beigetragen hat, unterstützt er das Preußen Bismarcks und die Bildung eines deutschen Staates im Oktober 1865 anlässlich des Treffens in Biarritz, wo er über die Einverleibung der Grenzgebiete am Rhein zu verhandeln versucht.

Nach dem überwältigenden Sieg der preußischen Truppen über die Österreicher in Sadowa (3. Juli 1866), wird sich Napoleon III. über die Bedrohung klar, die von diesem entstehenden Staat ausgeht und gibt seiner Politik eine neue Richtung. Er lässt mit der Niel - Reform von 1867 - 1868 die Streitkräfte neu organisieren, unterstützt Pius IX. in Rom, um die französischen Katholiken und die Orleanisten für sich zu gewinnen. Die Wahlen von 1869 bestätigen die republikanische Basis der Nationalversammlung: Emile Ollivier kommt im Januar 1870 in die Regierung. Das Empire wird parlamentarisch. Im Ausland irritiert währenddessen die französische Politik die Italiener und die Preußen, die sich deshalb einander annähern, während Bismarck Frankreich endgültig in Europa diskreditiert. Das Problem der Thronfolge in Spanien, wo der Thron ohne Erbe den Hohenzollern zufallen wird, lässt in Frankreich die Bedrohung der Einkesselung aufkommen. Bismarck nutzt die auf Grund der französischen Forderungen entstandene feindliche Stimmung, um die Vereinigung Deutschlands abzuschließen. In der "Emser Depesche" ändert er das Protokoll der Besprechung zwischen Benedetti und den Hohenzollern in einer Weise, die Napoleon III. dazu zwingt, den Krieg zu erklären; dies geschieht am 19. Juli 1870. Die preußischen Truppen geben dem Empire den Gnadenstoß: Froeschwiller und Forbach, Rezonville-Gravelotte, in der ersten Augusthälfte ist Bazaine in Metz eingeschlossen. Napoleon III. begibt sich am 2. September nach Sedan - wo er um Haaresbreite dem Exekutionskommando entgeht. Das Empire existiert nicht mehr, Gambetta verkündet im Palais Bourbon sein Ende. Am 4. September wird im Rathaus von Paris die Republik ausgerufen. Charles Louis Napoléon Bonaparte wird als Gefangener nach Wilhelmshöhe in Hessen gebracht. Nach seiner Freilassung wenig später kehrt er zu Eugenia de Montijo in das Schloss Chislehurst in Kent zurück. Wie sein Onkel stirbt er an einer Krankheit (Nierensteine), im Exil.

François Bazaine

1811-1888

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Porträt von François Achille BAZAINE.
Quelle : Wikipedia, libre de droit

Marschall von Frankreich (Versailles, 13. Februar 1811 - Madrid, 23. September 1888)

 

Der Sohn von Pierre Dominique und Marie Madeleine Josèphe genannt Mélanie Vasseur, François Achille Bazaine, tritt 1831 in die Armee ein, nachdem er die Aufnahmeprüfung zur Ecole Polytechnique nicht bestanden hat. Er dient in der Fremdenlegion in Algerien und kämpft von 1835 bis 1838 in Spanien gegen die Carlisten, um dann nach Algier zurück zu kehren, wo er den Distrikt von Tlemcen leitet. 1840 wird er Oberst in der Legion. Bazaine zeichnet sich im Krim - Krieg aus. Auf Grund seines Mutes wird er in den Rang eines Generalmajors erhoben. Er führt die französischen Truppen bei der Kinburn - Expedition im Jahr 1859, wird in Melgrano verwundet und hat einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Schlacht von Solferino, nach der er das Großkreuz der Ehrenlegion erhält. Als Mitglied des Kontingents der Legionäre in Mexiko von 1862 bis 1867 nimmt er 1863 Puebla ein und löst schließlich General Foyer an der Spitze des Expeditionskorps ab. Er zwingt den mexikanischen Präsidenten, Benito Juárez, in den Untergrund zu gehen. Seine Qualitäten als Kommandeur werden anerkannt, und er wird 1854 Marschall.

Nachdem seine Frau sich das Leben genommen hat, heiratet er 1865 eine Mexikanerin aus einer wohlhabenden Familie, die dem abgesetzten Präsidenten nahesteht und ihn dazu bringt, gegen Kaiser Maximilian von Habsburg zu intrigieren. Angesichts der amerikanischen Intervention wird das französische Expeditionskorps zum Rückzug gezwungen; Bazaine bleibt bei seinen Leuten, bis sie 1867 in Vera Cruz wieder an Bord gehen. Obwohl er bei seiner Rückkehr nach Frankreich bei Napoleon III. in Ungnade gefallen ist, verhilft ihm seine große Popularität dazu, dass er 1869 das Kommando über die kaiserliche Garde und 1870 über das dritte Armeekorps der Rheinarmee erhält. Die deutsche Armee, die in der Überzahl, besser ausgerüstet und ausgebildet ist, überrennt schnell die Armee des Empire. Nach der Niederlage von Spichern beschließt Bazaine, eine strategische Stellung einzunehmen. Seine Erfahrung aus den Kolonien ist allerdings nicht hilfreich. Der unentschiedene und ängstliche Marschall lässt sich in Metz (am 18. August) von Constantin von Alvensleben einschließen, der die Festung zwei Tage lang von zwei Einheiten angreifen lässt. Die angeforderten Verstärkungen lassen auf sich warten. Hin- und hergerissen zwischen der Pflicht zum Gehorsam gegenüber einer Hierarchie, ständig seine Entscheidungen ändernd, die an eine Macht gebunden sind, an die er nicht mehr glaubt, und an den Wunsch, sich auf die Seite derjenigen Macht zu schlagen, die "Frankreich von sich selbst befreien soll", beschließt Bazaine, auf die Armee von Marschall Mac-Mahon aus Châlons zu warten. Nach der Kapitulation Napoleons III. in Sedan (2. September) versucht er, sich als Vermittler Frankreichs anzubieten und verliert seine Zeit mit Verhandlungen darüber mit Kaiserin Eugénie, bevor er schließlich am 27. Oktober 1870 gezwungen ist, sich bedingungslos zu ergeben. Die Deutschen nehmen 140 000 Soldaten der Rheinarmee gefangen.

1873 wird er nach einem Untersuchungsverfahren durch Séré de Rivière vor ein Kriegsgericht unter Leitung des Herzogs d'Aumale gestellt und zur militärischen Degradierung und zum Tode verurteilt. Er wird von dem damaligen Präsidenten der Republik, Mac-Mahon, begnadigt und für zwanzig Jahre auf der Insel Sainte-Marguerite interniert, von der er in der Nacht vom 9. auf den 10. August 1874 flüchtet. Er geht nach Spanien und zieht nach Madrid, wo er die Achtung der Regierung von Alfonso XII. gewinnt. In seinen letzten Lebensjahren schreibt er die "Épisodes de la guerre de 1870 et blocus de Metz" (Episoden des Krieges von 1870 und Belagerung von Metz) (1883), worin er seine Haltung rechtfertigt.